Werfen und Fallen im Aikido

Ergänzungen

1 Takeda - Ueshiba

Der französische Aikidomeister André Nocquet erzählt in seinem Interview von 1988 vom ersten Treffen zwischen Ueshiba Morihei und Takeda Sokaku in Hokkaido im Jahre 1915. Ueshiba war 32 Jahre alt und Takeda bereits 55. Ueshiba forderte Takeda heraus, so wie er es angeblich bei anderen Meistern schon oft gemacht hatte.
Das Ergebnis war, dass Ueshiba in "in wenigen Minuten 60 Mal durch die Luft geworfen wurde".
Das zeigt dass es in den Kampfkünsten üblich war, Angreifer durch Würfe zu besiegen. Es zeigt auch, dass Ueshiba Morihei ziemlich fit war.
Die Frage stellt sich, ob diese Fähigkeit auch im wirklichen Leben nützlich ist.

Das Interview findet sich übrigens hier im Blog als Nr. 91, vom September 2022, jetzt auch mit dem Audio des Gesprächs und dem Transskript in französisch:
Nocquet Interview (de)

2 Fallen im wirklichen Leben

Zur Vermeidung von Stürzen im wirklichen Leben hilft zunächst einmal eine gute Körperkoordination. Diese entwickelt sich generell im Laufe der Aikidopraxis. Der wichtigste Effekt ist, dass sich der Körper im Falle eines Sturzes unbewusst und blitzschnell selbst organisiert, um das Auftreffen auf dem Boden abzumildern.
Beim Stolpern in vollem Lauf hilft aus eigener Erfahrung eine grosse Rolle vorwärts, sogar auf Beton oder Asphalt.

3 Vorsichtiges seitliches Rollen

Für Anfänger im Aikido, die die grosse Vorwärtsrolle noch nicht beherrschen, lässt sich das Fallen modifizieren.
Nage kann Uke zu Boden senken statt sie zu werfen. Uke kann dann mit den Beinen einknicken, sich vorsichtig auf die Seite legen und dann seitlich wegrollen.
Für ältere Aikidoka, die nicht mehr rollen können, ist diese Art leider keine Lösung.

4 Weglaufen statt Rollen

Um eine Technik gut abzuschliessen, bietet sich statt des Rollens das "Weglaufen" als Ersatz an. Wenn es mit positiver Einstellung und einem fröhlichen Geist geschieht, kann es für Uke sehr förderlich sein.
Auf jeden Fall ist es besser, als die Technik in einer Blockadehaltung abzuschliessen.

5 Seitliches Rollen

Yoshigasaki Sensei empfiehlt für das Rollen im wirklichen Leben die Seitwärtsrolle, da sie kompakt sei und man auch den Kopf schütze. Besonders im Kindertraining ist die Schubsübung eine nette Sache.
Auch wenn Uke am Boden liegt und die Gefahr von Fusstritten in die Weichteile besteht, solle man in dieser Form - ohne die Form zu ändern - seitlich wegrollen.

6 Rolle vorwärts

Vielen Aikidoka machen grosse Rollen auf der Matte richtig Spass. Manchmal wird das als übertrieben angesehen. Aber es schult die Körperbeherrschung viel mehr, als wenn man nur die einfache Rolle übt.
In diesem Beispiel springt der Aikidoka zuerst vom Boden ab, dann aber behält er seine Form bei und rollt in Wirklichkeit so, wie es der Lehrer wünscht.

7 Vergessen

Um Konfrontationen zu überwinden, soll man sein Bewusstsein ändern (change mind). Manchmal wird behauptet, das dies beim Ukemi passiert.

Das eigene Bewusstsein zu ändern bedeutet laut Yoshigasaki Sensei nicht, bloss seine Meinung oder seine Gefühle zu ändern. Er ist der Überzeugung, dass "change mind" nur durch Vergessen realisierbar ist.