Tenshō-Gesandtschaft in Europa
天正遣欧使節

てんしょうけんおうしせつ

1584 - 1586

Marco Polo

Japan war eines der letzten Länder, das von Europäern entdeckt wurde. Marco Polo berichtet in seinem Reisebericht „Il Milione“ (1298) von einem Land östlich von China. Bei den Chinesen heisst es Jipenkuo, das Land, in dem die Sonne aufgeht. Er selbst nennt es Cipango. Es habe zweimal die Eroberungsversuche des Kublai Khan abgewehrt. Cipango wird als eine sehr grosse Insel 1500 Meilen östlich der chinesischen Küste beschrieben. Darauf leben schöne, wohlerzogene, heidnische, weisse Menschen. Das Adjektiv "weiss" ist hier im Sinne von „zivilisiert“ zu verstehen, zivilisiert wie die Europäer.

Zur Zeit Marco Polos bestand die bekannte Welt aus Europa, Afrika (noch nicht umrundet bzw. die Umrundung, von der Herodot ca. 450 v. Chr. berichtet, war vergessen worden) und einem Teil Asiens. Die Klassifizierung der Völker erfolgte nach den drei Söhnen von Noah: Japheth, von dem die Kaukasier und Europäer abstammen; Ham, Stammvater der Afrikaner und Shem, Stammvater der Semiten (Asiaten). Erst ab dem 16. Jahrhundert, mit der Ära der geografischen Entdeckungen, wird die Hautfarbe als Indikator verwendet.

Marco Polos Reisebericht war bis zum 16. Jahrhundert das einzige Werk, das von Japan berichtete.

Francisco de Xavier & Jorge Alvarez

Die ersten Europäer in Japan waren portugiesische Kaufleute, die 1543 auf Tanegashima, einer kleinen Insel südlich von Kyushu, Schiffbruch erlitten. Danach kam es häufiger zu kommerziellen Kontakten.
Die 1534 von Ignatius von Loyola gegründete "Gesellschaft Jesu" zeichnete sich von Anfang an durch die Beteiligung gebildeter Männer an der Missionsarbeit aus. Einer von ihnen war Francisco de Xavier (1506-1552). Er kam 1545 nach Malaysia. Dort traf er den portugiesischen Kapitän Jorge Alvarez, der entlang der Küsten von Kyūshū mit den Japanern Handel trieb, sich aber nie ins Landesinnere gewagt hatte.
Auf Anregung von Franz Xaver verfasste Alvarez 1547 einen Bericht über das, was er in Japan gesehen hatte. Alvarez beschreibt viele Aspekte der Japaner, wie etwa ihre Physiognomie, Bewaffnung und auch die Kleidung, aus der er eine soziale Hierarchie ableitete.

Die Jesuiten

hatten bis zum Ende des Jahrhunderts das Wissens-Monopol über Japan. Franz Xaver kam im Jahr 1550 er nach Kyoto, der damaligen kaiserlichen Hauptstadt. Er nannte sie "Meaco", vom japanischen Wort „miyako“ (都) für Hauptstadt. Er wollte vom Kaiser die Erlaubnis erhalten, im Land zu predigen. Aufgrund seiner bescheidenen Kleidung, die von den Japanern als Mangel an Respekt interpretiert wurde, und der Tatsache, dass er keine Geschenke bei sich hatte, wurde er jedoch nicht am Hof empfangen. Die eigentlichen Machthaber im Land waren die Daimyō. Xaver ging also in ein Lehen (Daimyat). Nach der Übergabe einiger Geschenke, darunter einer Muskete, erhielt er die Erlaubnis zum Predigen. Die Daimyō, kriegerische aber auch kultivierte Männer, interessierten sich sehr für die europäischen Technologien, insbesondere für die Schusswaffen.
Franz Xaver führte eine neue Art der Missionierung ein, bei der er die Kultur des Landes respektierte. Trotz gewisser Schwierigkeiten zeigte er stets grosse Wertschätzung gegenüber den Japanern und bezeichnete sie in seinen Briefen nach Rom als „das beste Volk unter den Ungläubigen“. Er berichtet auch, dass die Japaner eine lernbegieriges Volk seien und unterstreicht, dass die Missionare Japanisch sprechen sollten. Mit ihm begann das sogenannte „christliche Jahrhundert“ Japans (1549-1640). Diese Attribuierung wird von einigen Historikern allerdings bestritten. In Wirklichkeit hatte die christliche Missionierung keinen grossen Einfluss auf die japanische Kultur und brachte keine Veränderungen im einheimischen Denken oder Weltbild. Es wird angenommen, dass die Missionierung zwischen 1% und 3% der Bevölkerung erreichte.

Die Tenshō-Gesandtschaft

Alessandro Valignano, ein italienischer Jesuit, reiste 1579 zum ersten Mal nach Japan und blieb dort zwei Jahre, kehrte aber mehrmals zurück. Er glaubte an eine Hierarchie zwischen den Völkern. Die Japaner seien nicht nur allen orientalischen Völkern, sondern in mancher Hinsicht sogar den Europäern überlegen.
Ihm fiel auf, dass japanische Kinder die Sprache einfacher und schneller lernten als westliche Kinder.
Einige christliche Herrscher nahmen seinen Vorschlag an und wählten vier Söhne der Hocharistokratie für eine Gesandtschaft nach Europa aus. Die Namen waren: Itō Mancio, Miguel Chijiwa, Juliano Nakaura und Martino Hara. Ihr sehr junges Alter, zwischen 13 und 15 Jahren, ermöglichte es ihnen, die Strapazen und Unannehmlichkeiten einer so langen und riskanten Reise besser zu überstehen.
Sie segelten im Februar 1582 von Nagasaki los, mit vielen Dienern und zwei Dolmetschern, einem portugiesischen Priester, Pater Mesquita, und einem japanischen Jesuiten. Die Tenshō-Gesandtschaft, benannt nach der historischen Epoche, in der sie stattfand, kam 1584 in Lissabon an. Es war die erste Reise von Japanern nach Europa. Der Gouverneur von Portugal empfing sie und sie wurden zu Fürsten ernannt. So konnten sie die verschiedenen Länder problemlos durchqueren. Sie bereisten viele Städte auf der Iberischen Halbinsel und in Italien.

Ankunft in Italien

Die jungen japanischen Fürsten kamen schliesslich 1585 in Rom an. Sie wurden von Papst Gregor XIII, welcher den gregorianischen Kalender eingeführt hatte, am 23. März mit allen Ehren empfangen und nach dessen Tod im April 1885 auch noch von seinem Nachfolger Sixtus V. In dem Gemälde macht der Delegationsleiter Mancius (伊東 マンショ, Itō Mansho) einen Kniefall vor dem Papst (グレゴリウス13世), hinter ihm zwei seiner Mitreisenden; der vierte konnte wegen Krankheit nicht an der Audienz teilnehmen.
In ganz Italien wurden die japanischen Gesandten von jubelnden Mengen begrüsst, die die Plätze und Strassen der Städte füllten.
Die Resonanz des Besuchs war aussergewöhnlich. Dutzende von Berichten (relationes, Zeytungen) wurden daraufhin vielerorts in ganz Europa gedruckt.

Neue Zeitung aus der Insel Japonien

Gedruckt zu Augsburg durch Michael Manger. Anno MDLXXXVI (1586)

Retrakt und Konterfei der vier Jünglinge und Königlichen Gesandten aus Japon, wie sie zu Mailand den 25. Juli ankommen und den 3. August von dannen wieder verrücken.
... mit Namen Mancius, Julianus, Martinus und Michael. So den 23. März 1585 im Namen und anstatt Franciscus König in Bungen, Prothasius König in Arimania und Bartholomeus Herzog zu Omura zu Rom sich Päpstlicher Heiligkeit und der Heiligen Kirche Gottes unterworfen. Und nachdem sie Neapel, Venedig und Mailand besucht haben, über Spanien wieder heimwärts gezogen sind. Samt einem Priester der Societas Iesu, Meschita genannt, der sie im Christlichen Glauben unterwiesen und sie auf der Reise nach Rom zu Wasser und zu Land begleitet hat. Die beiden ersten sind aus fürstlichem Geschlecht von Omura, die anderen zwei von hohem und sehr altem Adel geboren. Alle vier aber von Natur, wie es ihre Landesart mit sich bringt, gar sinnreiche, hochverständige und über die Massen wohlkundige Leute.

Beschreibung der jungen Japaner

Auch in Reggio nell'Emilia wurde ein „Bericht“ gedruckt. Darin werden das Aussehen und die Gewohnheiten dieser Ausländer beschrieben.

Was ihren Körper betrifft, sind sie von kleiner Statur, von olivfarbener Farbe, sie haben kleine Augen, grosse Augenlider, eine ziemlich breite Nase, aber sie haben ein naives und edles Aussehen, das nichts Barbarisches an sich hat.
In ihrem Benehmen sind sie sanft, höflich und bescheiden; Sie zeigen einander grossen Respekt und folgen beim Gehen immer der gleichen Reihenfolge. Beim Essen sind sie frei und essen alles, ohne auf das Servieren zu warten. Sie sind bescheiden und höflich, berühren kein anderes Essen als Brot mit ihren Händen, sie trinken keinen Wein, sondern lauwarmes Wasser, wie es in Japan üblich ist, und normalerweise trinken sie nur einmal gegen Ende des Essens: Wenn sie unter sich miteinander essen, benutzen sie gewisse spitze, handtellerlange Stäbchen aus Holz, die weiss wie Elfenbein sind. Sie halten sie zwischen den drei Fingern der rechten Hand und nehmen so sehr geschickt jede Art von Nahrung zu sich, die sie wollen, auch wenn sie weit entfernt und nicht sehr fest ist.

Sie schlafen bekleidet, auch wenn sie krank sind. Sie sind von klarer Intelligenz, von erwachsener Klugheit und sehr aufgeweckt; Im Umgang mit Prälaten legen sie Manieren an den Tag, dass es den Anschein hat, als wären sie in Italien aufgewachsen.
Sie nehmen alles, was sie sehen, aufmerksam auf, wundern sich aber selten über etwas. Dadurch zeigen sie ein grosses und edles Gemüt. Sie beherrschen die portugiesische Sprache gut und Spanisch mittelmässig, Latein weitgehend, und sie verstehen fast alles Italienisch, auch wenn sie es nicht sicher sprechen. Aber wenn sie mit Fürsten verhandeln, sprechen sie in ihrer Muttersprache und bedienen sich eines Dolmetschers.
Sie können Cembalo, Gitarre und Leier spielen und haben diese Instrumente zu Hause. Sie spielen Karten und können auch tanzen. Sie kleiden sich in sehr leichte Seidenstoffe wie Taft oder Ormesino, Stoffe in verschiedenen schönen Farben mit verschiedenen Arten von Blumen, Vögeln und anderen japanischen Tieren. Sie tragen Halbstiefel oder Borzachini, aus einer bestimmten Lederart, so dünn und pastös, dass sie in eine Faust passen würden. Diese sind bunt und glänzend, sie scheinen aus Seide zu sein, ganz aus einem Stück, mit einer einzigen Öffnung, die sie mit Kordeln schliessen.

De missione

Die jungen Reisenden der Tenshō-Gesandschaft hatten ihre Eindrücke in Aufzeichnungen festgehalten, und Alessandro Valignano kam auf die Idee, daraus ein Buch zu machen. Es sollte von japanischen Seminaristen in Japan als Lateinlehrbuch verwendet werden können. Das Buch wurde in Macao gedruckt, in Latein und Japanisch, aber durchgehend mit lateinischen Buchstaben.
Das Buch, dessen Titelblatt hier abgebildet ist, befindet sich in der British Library. Es stammt aus der Kaperung des portugiesischen Schiffes Madre de Dios im Jahr 1592. Es gibt an anderer Stelle eine Liste der Schätze, die das Schiff enthielt. Darunter waren viele Juwelen, "die gestohlen wurden, bevor die Schätze des Schiffes an die Queen übergeben werden konnten."
Derzeit sind 8 Exemplare dieses Buches verzeichnet: zwei in der British Library, zwei in deutschen Sammlungen, eines in Spanien, eines in Italien, eines in Portugal und eines an der Katholischen Universität von Amerika.

Die Stationen der Reise

In Katakana. Für alle, die ein wenig lesen üben möchten. Macao war noch bis 1999 eine portugiesische Kolonie.

マカオ (China)
マラッカ
コチン (India)
サンタ・エレーナ
リスボン (Portugal)
グアダルーペ
トレド
マドリード
ベルモンテ
ムルシア
アリカンテ
マヨルカ島
ピサ (Italia)
フィレンツェ
シエナ
ローマ
ボローニャ
ヴェネツィア
フェラーラ
ミラノ
ジェノバ
バルセロナ (España)
モンセラート
サラゴサ
マドリード
コインブラ (Portugal)
シントラ
リスボン
モザンビーク島
ゴア (India)
マラッカ
マカオ (China)


Szenen aus

Shogun - TV Drama 1980

Marco Polo, Franz Xaver und Alessandro Valignano haben die Japaner als zivilisiert, klug, gebildet etc. beschrieben.
Im TV Drama Shogun von 1980 sehen es die holländischen Seeleute, der spanische Navigator und besonders der portugiesische Kapitän etwas anders. Sie bezeichnen die Samurai verächtlich als "Japse" und "Affen". Die gebildeten Europäer, wie der Priester und der Bischof Visitator, achten dagegen auf ihre Worte und bleiben höflich.

In der Rezension zu Shogun 1980 gibt es übrigens jetzt eine Liste, welche die Akteure im Film den geschichtlichen Personen zuordnet.