Seppuku 切腹

2021-05-30

Seppuku (japanisch 切腹) bezeichnet eine ritualisierte Art des männlichen Suizids, die etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war und 1868 offiziell verboten wurde. Ein Mann, der wegen einer Pflichtverletzung sein Gesicht verloren hatte, konnte durch Seppuku die Ehre seiner Familie wiederherstellen.
Unter den strengen Regeln der Ehre war es für die betreffende Person psychologisch nicht mehr möglich weiterhin unter den Augen der Anderen zu leben. So entfernte sich die störende Person aus der Gesellschaft und befreite seine Mitmenschen von seiner unangenehmen Anwesenheit.
Auch heute noch gibt es in manchen Ländern soziale Zwänge unter dem Deckmantel der Ehre, die Ehrenmorde im Kreis der Familie zur Folge haben oder junge Leute in den Suizid treiben.

Studiert er das Handbuch?

Der General Akashi Gidayū bereitet sich auf seppuku vor, nachdem er 1582 eine Schlacht verloren hat. Er betrachtet sein letztes Gedicht, das auch oben rechts in dem Holzschnitt von Tsukioka Yoshitoshi zu sehen ist. Angeblich hatte ihm sein Fürst verboten, Seppuku zu begehen, weil er einen so fähigen General nicht verlieren wollte. Doch Akashi sah das anders.
Das Werk wurde um 1890 gezeichnet, d.h. Jahrzehnte nach dem Ende der Samurai-Epoche. Die Tugenden der Samurai wurden also nachträglich idealisiert. Der Holzschnitt erschien in der Serie 月百姿 (Hundert Ansichten des Mondes).

Bei Seppuku war es üblich, ein letztes Gedicht zu verfassen. Es handelte meist von der Vergänglichkeit oder der Illusion des Lebens oder vom buddhistischen Paradies im Westen. Für das Gedicht wurden häufig vieldeutige Worte gewählt, so dass es mannigfaltig interpretierbar war.
Akashi Gidayū schrieb angeblich klare Worte:
弓取りの数に入るさの身となればおしまさりけり. Yumitori no kazu ni hairu-sa no mi to nareba oshimasarikeri.
Als Bogenschütze habe ich nichts zu bereuen. As a man of the bow, I have nothing to regret.

Demonstration einer Form des Seppuku

Die zweite Person figuriert als Sekundant (Kaishaku-nin). Die Hintergrundmusik ist aus der Samurai Trilogie, welche die Geschichte von Miyamoto Musashi erzählt.