Die grosse Welle von Kanagawa

神奈川沖浪裏

Holzschnittdruck von Katsushika Hokusai

Die grosse Welle

 

hokusai great wave

In den Nachrichten

Die Bayerische Staatsbibliothek kaufte 2023 "für einen unteren siebenstelligen Eurobetrag" einen Druck der "Grossen Welle von Kanagawa" von Katsushika Hokusai (1760 - 1849) von einem privaten Sammler.
Für 2025 ist in München eine Ausstellung japanischer Farbholzschnittdrucke geplant. Die japanische Sammlung der Bayerischen Staatsbibliothek umfasst insgesamt rund 90.000 gedruckte Bände, 100 Handschriften und 900 Einblattdrucke.
Quelle: DER SPIEGEL

hokusai great wave

Beschriftung

Titel: 冨嶽三十六景   神奈川沖浪裏
Fugaku Sanjūrokkei - Kanagawa oki nami ura
"36 Ansichten des Berg Fuji: Meereswelle von Kanagawa von der inneren Seite"

Signatur: 北斎改爲一筆
Hokusai aratame itsu pitsu
Hokusai umgenannt zu Itsu zeichnete es

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Abmessungen und Auflage

Der Druck ist im Original 25 × 37 cm gross. Das ist fast genau die Abmessung der Urkunden von Shoden bis Yondan. Im Foto sind sie massstäblich an die Wand appliziert.
Anfangs wurden angeblich tausend Exemplare gedruckt. Die Gesamtzahl der Holzblockdrucke des Motivs stieg nach Schätzungen von Experten bis auf ca. 8000. Heute sind noch ca. 130 erhalten. Das Motiv war in Japan sehr beliebt. Die Drucke wurden nicht als besonders wertvoll angesehen, so dass wohl der weitaus grösste Teil schon bald weggeworfen oder zerstört wurde. Ein Abzug kostete damals etwa soviel wie eine Portion Nudeln.

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Lage und Entfernung

Die Szene spielt irgendwo im Meer vor der Küste Yokohamas. Die Gegend heisst von altersher Kanagawa. Der Fujisan liegt in fast genau westlicher Richtung. Die Entfernung vom Meer vor Kanagawa bis zum Gipfel des Fujisan beträgt ca. 90 km.
Die Hügel in der Luftlinie vom Meer bis zum Fujisan sind maximal 800 m hoch. Der Fujisan selbst ist 3776 m hoch.
Hokusai ist für seine Landschaftsabbildungen berühmt, die er mit seiner Palette von Indigo und aus Holland importiertem Preussisch Blau schuf. Diese Farbe war damals in Japan bekannt unter Berlin ai (ベルリン藍).

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Die Welle

Die Wellen in diesem Holzschnitt werden manchmal als Tsunami (津波) bezeichnet. In der Beschriftung werden sie Okinami (沖波) genannt, grosse Wellen vor der Küste.
Es gibt allerdings neuere wissenschaftlich Veröffentlichung, die spekulieren, dass es doch eine Tsunami Welle sei.
Die Szene zeigt drei Oshiokuri-bune, Schnellkähne, mit denen lebende Fische von den Halbinseln Izu und Bōsō zu Märkten in der Edo-Bucht transportiert wurden. Die Boote sind nach Süden ausgerichtet, wahrscheinlich zur Sagami-Bucht, um eine Ladung Fisch zum Verkauf in Edo aufzunehmen.
Die Höhe der Welle kann anhand der Boote als Referenz geschätzt werden: Die Oshiokuri-bune waren im Allgemeinen zwischen 12 und 15 Meter lang. Die Welle ist demnach zwischen 10 und 12 Meter hoch.
Die Schaumkronen, wie sie Hokusai hier zeichnet, gelten als ein frühes Beispiel für die Darstellung selbstähnlicher Strukturen, sogenannter Fraktale, für die Benoît Mandelbrot (1920 - 2010) die mathematische Theorie entwickelte.