Herbstlehrgang in Prag

7.11. - 9.11.2025

Seminar in Prag 11/2025

Gruppenfoto vom Samstag



Prag November 2025

Zum diesjährigen Herbstlehrgang in Prag waren externe Teilnehmer aus Trebur, Nürnberg, Łódź und Balerna gekommen. Vier von ihnen bereiten sich derzeit auf die Prüfung zum 3. Dan vor. So lag es nahe, einige Tsuzukiwaza für dieses Niveau zu üben. Aber auch für Jana (1. Dan) und Eva (1. Kyu) wurde etwas geboten.
So begann Bernhard am Freitagabend zuerst mit Ki-Test für die Den-Prüfungen. Er versteht diese Tests als Hilfe, um die Koordination von Geist und Körper zu entwickeln. Man sollte sie durchaus öfter üben.

Tsuzukiwaza 22

Es folgte Tsuzukiwaza 22, Tantodori 2, aus dem Programm des zweiten Dan.

Für die sechste Technik, kaitennage, empfahl Bernhard eher eine Ausführung im Stile tenshin. Ein starkes irimi kann zu aggressiv sein und Uke lässt sich nicht optimal führen.

Bei der siebten Technik, tsuki sakatemochi irimi, ergab sich eine Verbesserung des Ablaufs. Ukes erster tsuki wird dynamisch abgelenkt, so dass Nage ihn vorbeilässt und sich dann hinter ihm befindet. Uke wendet sich und greift dann mit tsuki sakate mochi von oben an. Diese Aktion kann Nage mit einem klaren Irimi bereinigen.

Bei der achten Technik greift Uke mit sakate mochi von oben an. Nage will mit Irimi parieren. Unverschämterweise fasst Uke den Kittel von Nage an der Schulter und zieht ihn zu sich heran, um den finalen Stoss auszuführen. Das kann Nage nur mit dem Einsatz seiner freien Hand zum gokyo parieren.


Seminar in Prag 11/2025

平常心是道

Michal hatte wieder schöne Kalligraphien erstellt. Jede/r Teilnehmer/in durfte sich ein Exemplar aussuchen und mit nach Hause nehmen.
平常心是道 (jap: HEI JŌ SHIN ZE DŌ) wird vom chinesischen Meister des Chan-Buddhismus Mazu Daoyi (jap. 馬祖道一, Baso Dōitsu; * 709; † 788) folgendermassen erklärt:
"Der gewöhnliche Geist ist der richtige Weg".
Wir sollen keine Gedanken an Geburt und Tod verschwenden. Es ist der unterscheidende Geist, der sich am Leben erfreut und den Tod fürchtet. Wir sollen keine künstlichen Gedanken (der Geist mit Absicht) und keine Begierden (der Geist der Bestrebungen) zulassen. Diese Gedanken behindern den Weg. Der Weg besteht darin, diese Gedanken zur Ruhe zu bringen.
Und was ist der „gewöhnliche Geist“?
Es ist ein Geist ohne Künstlichkeit, der nichts absichtlich tut und ohne die Kategorien "Richtig" und "Falsch" auskommt. Er ist ohne Anhaftung und Abneigung und ohne die beiden Extreme der Vernichtung und der Beständigkeit. Er unterscheidet nicht zwischen gewöhnlichen Menschen und Weisen. Wenn all diese unterscheidenden Gedanken verschwinden, tritt der „gewöhnliche Geist“ hervor, und das ist der „Weg“.



Samstagmorgen

Von 8 bis 9 Uhr leitete Michal das traditionelle Misogi.

Danach übernahm Christian die Kenkotaiso und das Stretching. Bernhard hatte die Tsuzukiwaza 2, ushiro katatedori kubishime, ausgewählt. Bei der dritten Technik, koteoroshi I, schlug er eine Variante vor, die etwas Gymnastik fürs Gehirn bot. Bei sankyonage empfahl er Uke gut abzusenken, indem Nage etwas Abstand nimmt. Bei koteoroshi II bevorzugte er die lange, fliessende Form gegenüber der allzu direkten irimi-Form. Bei shihonage erklärte Michal, wie Uke sich bewegen sollte, damit er sich optimal selbst schützen kann.

Gruppenfoto

In einer kurzen Pause gab es Tee, Kaffee und äusserst schmackhaftes von den Prager Aikidoka hergestelltes Gebäck.

Es sollte auch ein Gruppenfoto gemacht werden. Dazu war der Fotoapparat etwas wacklig auf ein Stativ montiert und Yvette, die selbst nicht mittrainierte sollte den Auslöser drücken. Irgendwie funktionierte das aber nicht. Mangels direkter Überprüfung stellte sich erst am Montag in Balerna heraus, dass kein einziges Gruppenfoto auf der SD-Karte des Fotoapparates gelandet war.

Zum Glück hatte Karel Yvette gebeten, mit seinem i-phone ebenfalls ein Foto zu machen. Dies ist oben abgebildet.

Jodori

In der verbleibenden Zeit bis zur Mittagspause erklärten Christian und Michal die beiden ersten Techniken der Tsuzukiwaza 24, jodori, yokomenuchi zenponage und yokomenuchi shihonage.
Der zenponage gelingt besser, wenn der Jo mit dem korrekten Rhythmus weiter geführt wird. Falls Uke sich dem Fallen entziehen will, gibt es eine weitere Möglichkeit, ihn zu Boden zu führen.
Beim shihonage wurde die alte Form, bei der die den Jo haltenden Hände von Uke hinter dessen Kopf landen, als uneffektiv erkannt, da Uke ganz einfach loslassen könnte.

Mittagspause

Zum Mittagessen ging es wieder wie in den letzten Jahren in das Restaurant Di Carlo in Šeberov. Dieses Mal hatten wir einen Tisch in der oberen Etage. Von dort liess sich das geschäftige Treiben in diesem grossen und beliebten Restaurant gut beobachten.
Ein Kellner war so freundlich und machte ein Gruppenfoto von uns allen am Tisch.

Jodori Fortsetzung

Die lange Mittagspause nutzten Einige, um das ausgedehnte Gebiet von "Klein-Hanoi" (ca. 800 m x 300 m) gleich in der Nähe des Dojos zu besichtigen.

Michal begann das Nachmittagstraining mit Jo Kenkotaiso und Jo Aikitaiso.

Danach wurden die beiden ersten Techniken von Jodori wiederholt und die restlichen fünf intensiv studiert. Wieder führten alle Teilnehmer die Techniken vor. Auf diese Weise sollen sie - laut Bernhard - dazu angeregt werden, konzentriert und sauber zu arbeiten.

Tsuzukiwaza 19

Zum Abschluss des Tages gab es die ersten vier Techniken von Tsuzukiwaza 19, tsuki yokomenuchi hanmi, tsuki zenponage, tsuki kubikiri und tsuki shomenuchi gyaku hanmi. Beim kubikiri waren sich die Teilnehmer einig, dass Nage auf der Seite des schlagenden Arms von Uke vorbei geht. Auch die Führung von Ukes Kopf mit der Hand wurde thematisiert, welche einsetzt, wenn Uke sich störrisch zeigt, nicht auf das Ki von Nage reagiert und nicht fallen möchte.
Das Training endete mit Kenkotaiso, welche Eva leitete.

Samstagabend

Zum gemeinsamen Abendessen begab man sich wieder ins Restaurant Podolka am Ufer der Moldau. Es war schon ganz dunkel, so dass die zahlreichen Lichterketten am Restaurant und entlang des Flusses die Szene eindrucksvoll verschönerten. Mit am Tisch waren auch die Frauen von Hans-Jürgen und Volker. Sie nutzten die Teilnahme ihrer Männer am Lehrgang, um Prag für mehrere Tage touristisch und kulturell zu geniessen.
Die Speisen und Getränke waren wieder sehr schmackhaft. Die Vielfalt ging dabei so weit, dass man eine andere Biersorte erhielt, wenn man die gleiche nochmals bestellte. Einige tobten sich auch bei den Desserts aus.

Seminar in Prag 11/2025

Sontagmorgen

Das Sonntagstraining begann mit einer Viertelstunde Verspätung. Die meisten Teilnehmer hatten wohl noch den Beginn vom Samstag im Kopf. Volker leitete die Kenkotaiso und zeigte einige Varianten im Stretching.

Wegen der verlorenen Zeit nahm Bernhard von seinem Plan Abstand, alle Geheimnisse des Aikido zu offenbaren, und setzte das Training sogleich mit Tsuzukiwaza 19 fort. Es folgte Tsuzukiwaza 9, tsuki & keri. Wenn Uke bei der letzten Technik, mawashigeri jodan, mit dem Bein nicht hoch genug kommt, bietet es sich an, dass Nage sich im Seiza angreifen lässt.

もみじ歌

Vor dem Mattenpicknick gab es eine kulturelle Einlage. Michal spielte auf der Shakuhachi das japanische Herbstlied Momiji (もみじ, Herbstlaub). Der Text handelt von den wunderschönen Farben des Herbslaubes bei Sonnenuntergang. Eva sang den Text mit heller, klarer Stimme.
Die abgebildeten Noten sind für Shakuhachi mit Gitarrenbegleitung gedacht. Der Text stammt von Takano Tetsuyuki (1876-1947), die Melodie von Okano Teiichi (1878-1941), der übrigens auch das bekannte Lied "Furusato" komponiert hat.
Auf YT finden sich unter den Suchbegriffen "もみじ歌" oder "Momiji" verschiedene Aufnahmen, sowohl als Kunstlied als auch als Kinderlied.

Mattenpicknick

Beim Mattenpicknick gab es wieder viele schmackhafte Sachen, die von den Prager Aikidoka zubereitet worden waren. Nachdem sie sich so gestärkt hatten, verabschiedeten sich Bernhard, Yvette und Dariusz und machten sich auf den Heimweg.
Die übrigen Aikidoka setzten das Training mit Michal fort.

Sontagnachmittag

Michal berichtet:
Am Sonntagnachmittag lag der Schwerpunkt auf Übungen mit dem Bokken zur Erweiterung des Ki.
Nach Atemübungen und der Basis Bokken Handgymnastik ging es weiter mit Tsuzukiwaza Happo Giri. Etwaige Fehler wurden gemeinsam korrigiert. Anschliessend führte jeder Teilnehmer die Happo-Giri-Bewegung vor, und die Fortschritte waren deutlich sichtbar.
Dann nahmen wir uns noch Zeit, um unseren Körper – Ohren, Hals, Zähne und Augen – zu überprüfen und um sicherzustellen, dass wir für den kommenden Winter fit sind.
Zum Schluss beruhigten wir unseren Geist und vertieften unser Verständnis, indem wir uns an die Übungen des Seminars erinnerten und sie visualisierten.
Danach zogen wir uns schnell um, räumten die Tatami weg und reinigten den Raum, bevor alle nach Hause aufbrachen.

Fazit

Das Herbstseminar 2025 in Prag war wieder ein schönes Erlebnis. Es freut einen das Herz, manche Aikidofreunde wenigstens ein Mal im Jahr zu treffen. Die überschaubare Teilnehmerzahl und die fortgeschrittenen Niveaus der anwesenden Aikidoka führen dazu, dass man sich freundschaftlich austauscht und sich gegenseitig bei den Übungen und den Erklärungen unterstützt. Das exzellente gastronomische Programm, ob selbst zubereitet oder im Restaurant, und die kulturellen Einlagen sind ebenso eine tolle Sache, die die Reise nach Prag immer wieder lohnenswert machen.
Dieses Jahr gibt es noch das Seminar in Lüttich vom 29.11. bis 30.11.2025. Für nächstes Jahr sind bereits Seminare in Wien - wahrscheinlich im Januar, in Balerna am 21.3.2026 und in Hechingen vom 8.5. bis 10.5.2026 auf dem Programm.


Weitere Fotos

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Fotos und Videos: Karel, Yvette