Seminar in Budapest (HU)

mit Shirakawa Ryuji Shihan
22.-23.02.2025

Festival

Am letzten Februar Wochenende hatte Stefan die Gelegenheit einen Wochenendausflug nach Budapest zu unternehmen. Die Gelegenheit war für 2025 einmalig, da der aus den Sozialen Medien bekannte 6. Dan Aikikai Shirakawa Ryuji Sensei hier sein für dieses Jahr einziges "Beautiful Aikido" Seminar abhielt. Alle anderen Seminare in Europa wurden für dieses Jahr abgesagt.
Veranstalter war das Shizen Juku Dojo aus Kecskemét, ein Dojo ca. eine Fahrstunde südöstlich von Budapest. Dort wird ausser Aikido auch Ninjutsu gelehrt. Betrieben wird das Dojo von Hajagos Zoltán, 15. Dan Dai Shihan Ninjutsu. Die Beziehungen scheinen schon seit längerem geknüpft worden zu sein, es gibt Videos zum Training der beiden Shihan auf Youtube. Shirakawa Sensei ist insbesondere auf Youtube sehr bekannt, er hat zahlreiche Videos veröffentlicht, darunter eine bemerkenswerte Liste von Videos in denen er in Austausch mit anderen Kampfkünsten und Kampfsportlern geht.

Budapest

Bild von Takkk CC BY-SA 3.0, Link
Budapest at night

 

Freitagabend

Für Stefan und seine Frau, die ihn nach Budapest begleitete, war es der erste Aufenhalt in Budapest überhaupt und so stand der Freitagabend zunächst im Zeichen der Erkundung der Stadt. Während es in Deutschland an diesem Wochenende bereits 15 Grad Aussentemperatur hatte, waren in Budapest immer noch kalte 4 Grad mit eisigem Wind angesagt. Der Schönheit der Stadt tat dies aber nichts, insbesondere die schön beleuchteten Regierungsgebäude und Brücken sind sehr sehenswert. Natürlich gab es zum Abendessen Lángos. Die waren deutlich grösser als die, die man in Deutschland bekommt.

Sportzentrum Kimba*

Am Samstag Morgen machte Stefan sich dann via Taxi auf den Weg zum Kimba, einem Sportzentrum zwischen Donau und Donaukanal, in dem das Seminar stattfand. Am Dojo angekommen deutete zunächst nichts auf ein Seminar mit einem Youtube-Star hin, keine Beschilderung, keine Menschenschlangen, kein Presseaufgebot. Es scheint, dass sich, trotz 0,5 Mio Shinburenseijuku Abonnenten, Aikido trotzdem nicht in ein Massenphänomen verwandelt hat. Die Treppen zum Eingang aufsteigend dann endlich der Hinweis, dass es nicht die falsche Adresse war. Ein kleines DIN A3 Poster gibt den Hinweis darauf, dass hier heute ein Aikido Seminar stattfindet.
Im Foyer der Halle gab es schliesslich doch noch eine relativ harmlose Schlange mit ca. 20-30 Aikidoka, die brav ihre Anmeldungen vorzeigten. Im Umkleidebereich ging es relativ eng zu, es gab nur etwa vier viel zu kleine Umkleiden, 3 für Männer eine für Frauen. Inzwischen war auch Shirakawa Sensei mit einer kleinen Delegation seiner Schüler angekommen. Die Halle selbst war dann doch schon relativ voll, anscheinend waren viele Aikidoka wirklich sehr zeitig vor dem Trainingsbeginn angekommen und warteten schon auf den Matten, die den ganzen Hallenboden bedeckten. Die Teilnehmerzahl wird zu Beginn des Seminars wohl so um die 120 Teilnehmer gelegen haben. Am Nachmittag sollten es noch mehr werden.
*Kozma István (1939-1970) war ein ungarischer Ringer in der Schwergewichtsklasse. Er war mehrfacher Olympiasieger, Welt- und Europameister.

Samstagvormittag

Pünktlich um 10:00 Uhr fand die Begrüssung durch Zoltán Hajagos statt, der das Wort zügig an Shirakawa Sensei übergab. Da dieser seine Ausführungen komplett in Japanisch machte, wurde er durch Mihály Dobroka, einem ebenfalls durch Youtube bekannten Aikidoka, der zur Zeit hauptsächlich in Japan im Honbu Dojo trainiert und hier ebenfalls dabei war, übersetzt. Die Übersetzungen nach Englisch und oft Ungarisch waren allgemein sehr kurz gehalten und in der grossen Halle schwer verständlich. So war es umso wichtiger, einen guten Blick auf den Sensei zu erhaschen, um heraus finden zu können, welche Techniken er vermitteln wollte.

Die erste Technik, die der Sensei zeigte, war Katatedori Koteoroshi in verschiedenen Varianten. Es wurde schnell klar, dass es Shirakawa Sensei hierbei nicht um die Finesse der Technik an sich ging sondern um die Möglichkeiten Varianten von Breakfalls (Tobi Ukemi) einzusetzen. Warum Breakfalls? Die Breakfalls sind laut Shirakawa wichtig damit der Gegner bis zum Ende kontrolliert werden kann. Hier zeigt sich ein elementarer Unterschied im Vergleich zu anderen Aikidostilen, in denen es eben nicht um die Kontrolle eines Gegners geht. Beim Breakfall ist die Kontrolle durch Nage besonders wichtig, da Uke sich beim Fallen darauf verlassen können muss, dass Nage so lange festhält, bis Nage sicher gelandet ist. Ein "freier" Breakfall ohne die Kontrolle von Nage, bzw. einem vorzeitigen Loslassen von Nage macht hingegen keinen Sinn, weil dann ein sanftes Abrollen ohne "Aufklatschen" weitaus weniger verletzungsanfällig wäre. Gleichzeitig bietet das sanftes Abrollen bessere Gelegenheit schnell wieder auf die Füsse zu kommen.

Geplättet

Wie dem auch sei - der Grossteil der Aikidoka in Budapest war sehr gut mit Breakfalls vertraut. So wurde also gleich zu Begin geworfen was das Zeug und die Arme und Beine aushielten. Die Techniken des Vormittags waren dann neben Katatedori Koteoroshi noch Ikkyo, Iriminage und Ryotemochi Shihonage, letzterer in interessanten Varianten und natürlich mit Tobi Ukemi als Abschluss.
Dementsprechend geplättet ging es in die Mittagspause, die viele mit einem Spaziergang am Nahe gelegenen Donaukanal verbrachten.
Wo Sensei sich über Mittag aufhielt konnte nicht ausgemacht werden.
Zu Beginn der Mittagspause bildete sich ein lange Schlange von Aikidoka die ein Foto zusammen mit dem Sensei machen wollten.

Samstagnachmittag

Am Nachmittag begann der Sensei, wie auch schon beim Vormittagstraining, mit relativ schlichten und wenigen Aufwärmübungen. Die Systematik dahinter war nicht ganz klar und in keinster Weise mit Kenko- und Aikitaiso des Ki-Aikido vergleichbar. Bei den Erklärungen zu den Techniken ging Shirakawa immer mehr dazu über, mit seinen persönlichen Uke noch mehr Athletik einzubauen. So zeigte er eine interessante Variante aus Kaitennage zu Sumi Otoshi zu gelangen, gefolgt von Shikko Shomenuchi Ikkyo Irimi zu Zenponage. Hier stand definitiv der Showaspekt im Vordergrund, insbesondere als der Sensei die Techniken mit seinen eigenen Uke vorführte. Der Nachmittag fand technischen Ausklang mit Jodori und Jonage mit verschiedenen Wurfvarianten.
Interessanterweise schienen insbesondere die subtilen Bewegungen die meisten Aikidoka extrem anzustrengen. Die meisten Aikidoka kamen im übrigen aus dem näheren Umland, entweder direkt aus Budapest oder den nahe gelegenen Dojos. Stefan konnte jedoch auch mindestens 2 Aikidoka aus München und zwei aus Hamburg ausmachen, sowie Gäste aus Österreich, Slowenien, Frankreich, England und sogar Litauen.

Sonntagvormittag

Am Sonntag Vormittag gab es noch ein weiteres, zweistündiges Training. Hier war mehr Stretching als am Vortag angesagt, danach folgten Kombinationen von Wurftechniken aus Shomenuchi und Tsuki. Die für die Gäste zur Verfügung stehenden Jo waren leider nicht sehr stabil, so dass bei einer weiteren Technik mit Jo leider einer bei den Übungen zu Bruch ging.

Embukai

Von 12-14 Uhr fand eine Embukai statt, die Stefan aufgrund des zeitigen Rückflugs nach Deutschland leider nicht mehr besuchen konnte - vielleicht wird man sie in Kürze auf Youtube finden können.

Fazit

Insgesamt war es eine sehr interessante Erfahrung, die insbesondere durch das Training mit den vielen verschiedenen unterschiedlichen Teilnehmern wertvoll war.

 

Gruppenfoto

Seminar in Kecskemét 02/2025

 

(c) Stefan Neumann - Aikido Hechingen
Layoutanpassungen: BB


ダイナミック合気道

Ein kleiner Ausschnitt aus den zahlreichen Videos auf You Tube, in welchem Shirakawa Sensei sein dynamisches Aikido (ダイナミック合気道) zeigt. Der Kanal hat mehr als eine halbe Million Follower. Diese Video wurde bisher (5.3.2025) 4680 Mal angeschaut.
Die Aufnahmen stammen aus dem Jahre 2018 und wurden im Shizen Juku Dojo in Kecskemét gemacht.
Link zum Original auf YT.