Mörfelden-Walldorf September 2024

mit Shichirotani Shihan

Seminar Shichirotani Shihan

Seminar mit Shichirotani Sensei

Am 28. und 29. September fand in Mörfelden-Walldorf in der grossen Sporthalle der TGS ein Lehrgang mit Shichirotani Sensei aus Ayabe (JP) statt. Möglich wurde dies durch die Verbindungen, die Thorsten Reck, der Leiter des Shindojo Amorbach, mit diesem direkten Schüler von O-Sensei Morihei Ueshiba hat.
Shichirotani Sensei (*1943 in Tanabe) hat im Alter von 18 Jahren mit dem Aikido angefangen und hat von 1962 bis 1969 direkten persönlichen Unterricht von O-Sensei erhalten. Bei seinen Erklärungen nahm er häufig Bezug auf den Gründer des Aikido und betonte, dass dieser die Techniken tatsächlich auf die gezeigte Weise ausgeführt hat.
Shichirotani Sensei hatte 4 hoch graduierte Schüler aus Japan mitgebracht, die den Teilnehmern am Lehrgang die einzelnen Übungen und Techniken in direktem Kontakt genauer zeigten und erklärten.
Die japanischen Aikidoka waren überaus freundlich und nett und scheuten sich nicht, auch als Uke für Teilnehmer zu fungieren, um diesen alles möglichst gut zu vermitteln.

Gruppenfoto vom Samstag

Seminar in Mörfelden-Walldorf 09/2024

Teezeremonie

Der Lehrgang begann am frühen Samstagnachmittag. Einer der mitgereisten japanischen Aikidoka ist Meister in Teezermonie und bot den wartenden Aikidoka an, vor Beginn des Trainings in kleinen Gruppen zeremoniell Matcha Tee zu trinken.
Er bereitete den wohlschmeckende Tee vor und erklärte den Ablauf der Zeremonie. Es gab die übliche kleine Süssigkeit dazu und der Tee wurde in wirklich exquisiten Schalen serviert.
Dies war eine kleine Einstimmung auf das Seminar.

Vorstellung

Zu Beginn des Seminars stellte sich Shichirotani Sensei vor. Er erwähnte u.a., dass Ueshiba Morihei auf Bitten von Onisaburo Deguchi gerade in Ayabe seinen ersten Dojo eröffnet hat. Er sieht sich in dieser Tradition. Seit 63 Jahren praktiziert er Aikido. In Ayabe befindet sich das spirituelle Zentrum von Oomote (früher Omotokyo). Diese Ideen für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen haben damals Ueshiba Morihei begeistert und bilden ein essentielles Fundament für Aikido.
Shichirotani Sensei sprach Japanisch und wurde wenn nötig auf Englisch übersetzt und teilweise auch auf Deutsch.
Das Training begann dann mit traditionellem Stretching, Kenkotaiso und Aikitaiso.

Konzepte

Die insgesamt ca. 120 Teilnehmer auf den Tatami kamen aus unterschiedlichen Stilrichtungen. Die meisten waren wohl Mitglieder des Deutschen Aikidobundes (DAB). Einige kamen vom Takemusu Aikido. Mit dessen Gründer Morihei Saito verband Meister Shichirotani eine lange Freundschaft. Andere kamen vom Aikikai. Ein paar wenige Teilnehmer kamen von der Ki no Kenkyukai. Es gab keine Probleme in der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stilrichtungen.
Das Besondere, welches Shichirotani Sensei auf diesem Seminar betonte, waren Musubi und Entspannung. Um dies jeweils zu verstehen, war es ausserordentlich wichtig, dass seine Assistenten die Details den Teilnehmern im körperlichen Kontakt erfahrbar machten.
Speziell in Übungen bzw. Techniken aus dem Stand heraus wurden diese Konzepte klar. Uke greift z.B. mit beiden Händen (ryotemochi) und will Nage wirklich kontrollieren. Dies gibt Nage die Gelegenheit eine Verbindung (musubi) herzustellen. Mit sehr präzisen Bewegungen bzw. einer präzisen Formänderung nutzt Nage nun die Verbindung aus. Da er/sie absolut entspannt agiert, hat dies auf Uke meistens einen sehr überraschenden Effekt. Er wird aus dem Konzept bzw. aus dem Gleichgewicht gebracht (kuzushi) und kann sich nicht mehr koordinieren. So kann Nage ihn ohne Aufwand und ohne jegliche Kraft zum Fallen bringen oder auf dem Boden ablegen.
Dabei wird die Geometrie bzw. Funktionalität des Körpers sehr präzise ausgenutzt, was fast nur über die Anleitung der Assistenten vermittelt werden konnte. Wer dagegen seine altbekannten Abläufe in den Techniken reproduzierte, kam nicht in den Genuss der Erfahrung dieser hochinteressanten Art der Interaktionen.

Ablauf

Shichirotani Sensei zeigte meist mehrere unterschiedliche Techniken am Stück, auch mit unterschiedlichen Uke. Danach liess er diese ca. 20 Minuten lang üben. Seine Assistenten und auch er selbst wanderten über die Matten und erklärten sie den Teilnehmern persönlich. So hatte jede/r genügend Zeit, die Bewegungen auszuprobieren und sie sich zu erarbeiten.

Vorführung

Am Sonntag machte Shichirotani Sensei dann eine Vorführung von 40 bis 50 Techniken am Stück. Es durfte sogar gefilmt und fotografiert werden. Beispiele wird der Organisator des Lehrgangs auf Youtube veröffentlichen.
Aus den bisher auf Youtube unter Bushido Amorbach veröffentlichten Videoclips vom Training aus Japan stammt dieses Beispiel. Shichirotani Sensei erklärt was man bei einer Situation "tsuki - irimi nage" alles nicht machen soll, um unrealistische Reaktionen zu vermeiden. Auch wenn die Ausführung im Video etwas heftig erscheint, ist es in Wirklichkeit so, dass mit sehr präzisen Körperkontakten der Angreifer butterweich zu Boden geführt wird.

Foto mit dem Meister

Danach gab es sogar noch die Gelegenheit sich in kleineren oder grösseren Gruppen mit dem Meister höchstselbst ablichten zu lassen, als fotografische Erinnerung an dieses spezielle Seminar.
Im Bild die Teilnehmer aus Trebur und aus Balerna.

Ende

Das Seminar endete am Sonntagnachmittag. Vielleicht wäre eine offizielle Dankesrede des Organisators ein noch würdigerer Abschluss gewesen. Alle Teilnehmer, auch die hohen Grade und selbst der Meister und seine Assistenten halfen dann die fast 600 m² Matten abzubauen.
Das Seminar war ein sehr interessantes und lehrreiches Erlebnis. Vielen Dank an den Meister und auch an den Organisator sowie die vielen Helfer in der Organisation.

Seminar in Mörfelden-Walldorf 09/2024
Seminar in Mörfelden-Walldorf 09/2024
Seminar in Mörfelden-Walldorf 09/2024

chawan by O. Deguchi