SHIN SHIN TOITSU AIKIDO - Ki Aikido - Seminar in Haigerloch

Haigerloch

Von Freitag 20. Oktober bis Sonntag 22. Oktober 2023 fand in Haigerloch das "zweite Ki no Kenkyukai Memorial" für Yoshigasaki Sensei statt. Wie auf der Ausschreibung zu lesen ist, war der Lehrgang eine Gemeinschaftsveranstaltung von fünf Dojos. Vier davon liegen dicht beieinander im nordwestlichen Teil des Zollernalbkreises in Baden-Württemberg. Sie gehen direkt bzw. indirekt auf den Verein für Ki, Aikido und Gesundheit e.V. zurück, den Bernhard Boll 1985 in Haigerloch-Owingen gegründet hat. Das Dojo von Michael Kunst in Stuttgart ist unabhängig entstanden.
Im Jahre 2003 kam Bruno Maule, damals 6. Dan und seit 2019 der zweite 9. Dan der KNK Internazionale, aus Novara zum ersten Mal zu einem Lehrgang ins Dojo der vhs Balingen und ab 2004 regelmässig zu Lehrgängen nach Haigerloch und später auch nach Balingen-Frommern.

Memorials

Auf Initiative von Bruno Maule fand im Mai 2022 das erste "Internationale Memorial" mit sechs Shihans von Doshu Yoshigasaki aus Italien, Schweden, Kroatien, dem Vereinigten Königreich und aus Spanien statt. Im Februar 2023 folgte ein "Remembering Doshu K. Yoshigasaki", wieder mit hochrangigen Lehrern aus diesen Ländern und auch aus Deutschland.
Der Lehrgang in Haigerloch war die Fortsetzung dieses Konzepts mit der Neuigkeit, dass sich fünf Dojos zusammenfanden, um die Organisation zu bewältigen. Jean-Jacques vom Dojo Makoto in Balingen-Frommern hatte die Federführung und Lisbeth Sattler-Möller vom Ki Aikido Haigerloch sorgte für die Umsetzung in der Witthauhalle in Haigerloch. Aikidoka von den anderen Dojos waren für spezielle Aufgaben verantwortlich. Auch einige auswärtige Gäste halfen tatkräftig z.B in der Küche mit.

Lehrer und Organisatoren

Auf dem Foto von links nach rechts:

Lehrer:
Bruno Maule, Eugène du Long, Ulla Michel, Iris Scanlon, Philip Burgess (im Seiza), Carsten Möller.

Veranstaltende Dojos:
Waldemar Ebisch, Stefan Neumann (Hechingen), Lisbeth Sattler-Möller (Haigerloch), Jean-Jacques Greuter, Barbara Fetzer (Balingen-Frommern), Yves Opizzo (Balingen-Weilstetten).

Unterricht

Die zwei Lehrerinnen und die vier Lehrer unterrichteten eine Vielfalt von Themen. Hier eine kleine Auswahl:
Gute Haltung bei Funakogi. Richtiges Festhalten ohne rohe Kraft. Intensives Arbeiten in Gruppen ohne Schwätzchen auf der Matte zu halten. Tsuzukiwaza Ryotedori. Atemübungen im Seiza. Glocken Misogi. One Point. Vier Prinzipien von Tohei. Tsuzukiwaza Shomenuchi. Kokyunage Klein gegen Gross mit einem hohen Sprung. Schweigeminute für Yoshigasaki Sensei. Die Superiorität des Ki Aikido. Ki Tests sind wie Angriffe. Die Schwachpunkte suchen und verbessern. Das Bokken wie ein Katana behandeln. Reaktionsübungen bei schnellen Schlägen zur Schulter. Realistisches Ausweichen bei Shomenuchi mit dem Bokken. AEIOU Entfaltung des Körpers. Unterstützung bei Kenkotaiso durch Partner. Die Stärken finden und verbessern. Tsuzukiwaza Ushiro Katatedori. Formen und Linien. Öffnen und Schliessen. Ushiro Ryokatadori. Freie Formen mit AEIOUm. Relationen als wichtigster Aspekt des Aikido. Respektvolles Verbeugen. Viele Roll- und Fallübungen. Angriffe mit Sekundärangriff. Freie Verkettungen.

Embukai 演武会

Den Abschluss des Lehrgangs bildete eine Aikidodemonstration von mehr als einer Stunde. Sie war nicht nur für die eingeladenen Zuschauer, sondern auch für die auf der Matte verbliebenen Aikidoka gedacht.
Es führten vor: Vom Dojo Balingen-Frommern zuerst die Kinder, dann Christian, Barbara und Jean-Jacques; vom Dojo Hechingen Stefan, Waldemar und Leon; vom Dojo Balingen-Weilstetten Yves. Es folgten Jan Eriksson aus Schweden, Carsten Möller, Eugène du Long, Philip Burgess, Bruno Maule und Sara Marchini, Sing Tan Hok aus Schweden und nochmals Eugène du Long mit einem Bokkenspiel, ehe Bruno Maule die Halle mit Kibarai reinigte.
Zusätzlich wirkten u.a. Andrea Beduschi, Franck Sicot und Thijs Geurts bei den Vorführungen mit.
Im 14-minütigen Video sind einige Szenen aus der 75 Minuten langen Enbukai zusammengefasst.

Fazit

Das Seminar bei sonnigem Herbstwetter in der schönen Landschaft von Haigerloch war interessant und es war wieder schön, Bekannte aus teilweise weit entfernten Dojos und andere, bisher unbekannte Aikidoka zu treffen. Die Organisatoren verdienen ein grosses Lob für ihren Einsatz. Das Spektrum der unterrichteten Themen war sehr weit, von Selbsterfahrung über spezielle Übungen für Körper und Geist und Tsuzukiwaza Techniken bis zu Prä-Aikido-Techniken mit dem Bokken. Yoshigasaki meinte zwar "Aikido sei kein Supermarkt", aber jede/r Lehrer/in findet eigene Schwerpunkte und Erweiterungen bei den Unterrichtsmethoden und -inhalten.
Zu Lebzeiten von Yoshigasaki Sensei bildeten sich schon regionale oder überregionale Gruppen, die wenig Austausch mit anderen Gruppen hatten. Das war überhaupt kein Problem, weil Yoshigasaki Sensei die Referenzperson war. Bei den bisherigen Memorialveranstaltungen haben hohe und höchste Grade Einladungen zu unterrichten nicht angenommen und es hätten mehr Teilnehmer aus anderen Dojos kommen können. Jean-Paul Lett nennt in seinem Blog z.B. finanzielle Gründe (Kosten von Reise, Unterkunft und Verpflegung), die die Teilnahme an solchen zentralen Lehrgängen schwierig machen. Ein anderer Grund sind vermutlich unterschiedliche Ansichten über die Art oder die Notwendigkeit einer gemeinsamen Organisation. Wie im Lehrgang zu sehen war, setzen die Lehrer/innen durchaus sehr unterschiedliche Schwerpunkte in ihrem Aikidounterricht. Manchmal, wenn ungewohnte Übungen gezeigt wurden, waren die Erklärungen nicht ausreichend. Aber auch bei Yoshigasaki Sensei bedurfte es oft mehrerer Seminare bis seine Neuerungen und Änderungen verstanden werden konnten.
Ki Aikido ist nur eine kleine Gruppe innerhalb der vielen Aikidostile und Aikidoverbände auf der Welt. Solange in den einzelnen lokalen Dojos ernsthaft und engagiert praktiziert wird, besteht keine Gefahr, dass die wertvollen Aspekte, die Yoshigasaki Sensei unterrichtet hat, in Vergessenheit geraten - auch ohne zentrale Memorialveranstaltungen, aber wahrscheinlich mit Austausch untereinander.

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