Balerna Januar 2023

Seminar mit Domenico Saida, Francesco Ingemi, Giuseppe De Matteo

Balerna

Für Samstag, den 21.1.2023, hatte die Associazione Ticinese Ki Aikido zu einem Lehrgang nach Balerna eingeladen. Einer Anregung von Yoshigasaki Sensei folgend, sollen sogenannte "junge Dane", d.h. Aikidoka ab 4. Dan Gelegenheit erhalten, auf einem regionalen Lehrgang zu unterrichten. Der erste Lehrgang dieser Art in Balerna hatte im März des Vorjahres stattgefunden. Um die Kosten für die Teilnehmer niedrig zu halten, findet der Lehrgang an nur einem Tag statt, so entstehen keine Übernachtungskosten.
Dieses Mal waren Domenico Saida, Francesco Ingemi und Giuseppe De Matteo die Lehrer. Um die morgendliche Anreise in den doch etwas dunkleren Wintermonaten zu erleichtern, war der Beginn auf 10 Uhr festgelegt. Bereits um 8 Uhr begannen Aikidoka aus Balerna mit den Vorbereitungen in der Turnhalle. Dieses Mal mussten nicht nur die Matten aufgebaut werden. Für die Mittagspause war ein gemeinsames Essen in der Halle vorgesehen (siehe Flyer). Es mussten die Tische und Bänke, welche von der Gemeinde Balerna zur Verfügung gestellt werden, aufgebaut werden. Und alle die schmackhaften Sachen, die Yvette in tagelanger Arbeit vorbereitet hatte, mussten in die Halle gebracht werden.

Schon kurz nach 9 Uhr waren alle Vorbereitungen abgeschlossen und es kamen auch schon die ersten Teilnehmer an.
Den Unterricht am Vormittag übernahm Domenico. Er begann mit Übungen zur Wahrnehmung, einer Gymnastik mit Yoga-Elementen und mit Kenkotaiso. Dann nahm er sich einzelne Übungen aus der Aikitaiso vor. Er zeigte den Unterschied zwischen statischen Ki-Tests und Ki-Tests in der Bewegung und lud dazu ein, mehr Bewegung zu wagen. In einer speziellen Übung liess er die Reichweite vom Kiai testen. Wohl in Anspielung auf den bekannten Essay von Yoshigasaki "'Wie etwas tun' versus 'Was tun'" empfahl er die Komponente "Wie tun" nicht zu vernachlässigen, im Sinne, dass die Aikidoka sich der aktuellen Umstände in der jeweiligen Situation bewusst werden.

In der Mittagspause gab es ab 12 Uhr 30 das gemeinsame Mittagessen. Zuerst gab es eine heisse Misosuppe mit Gemüse- und Tofu-Einlage, danach eine Vielzahl von meist veganen schmackhaften Gerichten vom Büffet. Alles war sehr gut vorbereitet. Die Plätze an den Tischen waren schon gedeckt und Wasser, Wein und Brot standen auf den Tischen bereit. Wegen schlechter Erfahrungen mit den aktuellen umweltfreundlichen Einmalbestecken hatten alle metallene Löffel, Messer und Gabeln am Platz, welche nicht so leicht zerbrechen. Es gab auch Süssigkeiten zum Dessert, zu welchem sich die Gäste sehr diszipliniert in einer langen Reihe anstellten (siehe Foto unten). Um nicht mit vollem Magen trainieren zu müssen, dauerte die Mittagspause bis 15 Uhr. Einige nützten die Zeit, um in einem nahegelegenen Café im Zentrum von Balerna einen Kaffee zu trinken oder sich auf den Matten in der Halle auszuruhen.

Den zweiten Unterrichtsblock gestaltete Francesco. Sein Thema war Jo 1. Zunächst liess er die Sequenz mehrfach wiederholen, sowohl die Standard Hitoriwaza Form wie auch die Form ohne Schritte. Dann nahm er sich einige einzelne Bewegungselemente aus Jo 1 vor und liess sie intensiv üben. So wurden u.a. die Bewegungen nicht nur auf einer Seite, wie in der Tsuzukiwaza, sondern rechts und links geübt. Nach diesen Vorbereitungen zeigte er eine spezielle, sehr interessante Kombination, in welcher zwei Bokken einen Jo angreifen.

Den letzten Teil des Lehrgangs gestaltete Giuseppe. Er nahm sich insgesamt recht unterschiedliche Techniken vor, deren Einzelheiten er betrachtete. Zunächst betonte er die Wichtigkeit der Fussarbeit. Man solle sich nicht nur auf die Bewegungen des Oberkörpers und der Arme konzentrieren. Es kann sonst passieren, dass der Geist sich auf die Kontaktstelle mit dem Partner, dort wo er festhält, zu stark fixiert. Eine Möglichkeit dies zu vermeiden, ist die korrekte Fussarbeit. Er zeigte dann eine Reihe von Übungen aus dem Bereich Selbstschutz und stellte die Verbindung zu den originalen Aikidotechniken her, die er erklärte und üben liess. Mit einem Dank an die Veranstalter und die Teilnehmer beendete er den Lehrgang.

Der Lehrgang war für alle Teilnehmer wieder eine schöne Erfahrung. Die unterrichtenden 4. Dane zeigten, wie sie die Didaktik des Aikido studiert haben und präsentierten interessante und überzeugende Lösungen. Zu Zeiten von Yoshigasaki Sensei war es wohl eher so, dass die Dojoleiter die Impulse aus seinen Lehrgängen in ihre Dojos brachten. In der heutigen Situation sind alle stärker motiviert, sich eigene Gedanken zu machen. So entsteht ein profundes Verständnis des Aikido und sie entwickeln dementsprechend auch die Didaktik weiter. Selbst wenn es dann unterschiedliche Sicht- und Ausführungsweisen gibt, ist dies im Kontext unserer Lehrgänge eher bereichernd. Niemand beansprucht, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben, seine eigene Vortrefflichkeit in den Vordergrund stellen zu müssen oder aus irgendeinem Grund die Anderen kommandieren zu müssen. Entsprechend ist die Atmosphäre sehr freundschaftlich und kooperativ und die Lehrgänge werden als Bereicherung empfunden. Der nächste Lehrgang in dieser Reihe findet in Balerna am 11. Februar mit Riccardo Luppi und Corrado Calossi statt.


Gruppenfoto vom Vormittag

Seminar in Balerna, Januar 2023

Gruppenfoto vom Nachmittag

Seminar in Balerna, Januar 2023

Fotos

Fotos: B. Boll