Balerna Oktober 2021
Seminar mit Maurizio Volpe und Bernhard Boll
Am dritten Oktoberwochenende (15.-17.10.2021) fand in der kommunalen Sporthalle von Balerna das traditionelle internationale Herbstseminar des Tessiner Vereins Ki Aikido statt.
Bis Oktober 2019 wurde das Seminar immer von Yoshigasaki Sensei geleitet.
In diesem Jahr übernahmen Maurizio Volpe und Bernhard Boll die Rolle der Lehrer.
Bereits am Freitagabend konnten wir viele Aikidoka aus der Schweiz, Italien und Deutschland begrüssen.
Um Zugang zur Halle und zum Training zu erhalten, mussten die Teilnehmer gemäss den Gesundheitsvorschriften einen gültigen Covidpass vorweisen.
Leider war die Schweizer Covidpass-Kontroll-App, wahrscheinlich aufgrund eines verbuggten Updates kurz vorher, unbrauchbar und es mussten Papierzertifikate verwendet werden.
Sozusagen: Papier ist manchmal zuverlässiger als Apps!
Nach Kenkotaiso und Aikitaiso unterrichtete Maurizio die 7 Techniken von Tsuzukiwaza 6 (ushirodori) aus dem Programm des zweiten Dan.
Wie immer erklärte er die Geometrien und Absichten sehr genau und auch, wie sich jede nachfolgende Technik (tsuzuki waza) aus der vorherigen entwickelt.
Trotz der langen Pause aufgrund der Covid-Pandemie und damit ohne die Möglichkeit, auf den Matten zu üben, führten die Teilnehmer die Übungen wie in den Vorjahren problemlos durch.
Nach einem intensiven Training konnten sich die Teilnehmer am Ende der Lektion unter der Dusche abkühlen um dann auf der Bühne der Halle das traditionelle Abendessen des Dojos zu geniessen: Sie assen mit Appetit die ausgezeichnete Pinse von Mery's Pizza, die Frühlingsrollen, einen reichhaltigen Dinkelsalat und Blätterteig gefüllt mit getrockneten Tomaten und Pistazien.
Maurizio hatte ein schönes Stück Gorgonzola aus Novara und ein paar Flaschen Pignoletto mitgebracht. Und schliesslich wurden auch die beiden hausgemachten Kuchen, Apfel und Birne, geschätzt.
Die Teilnehmer waren gut gelaunt und sprachen über die aktuelle Situation, in der sich das Ki Aikido nach dem Tod des Doshu in Europa befindet und wie es weitergehen könnte.
Die Versammlung löste sich erst spät am Abend auf, nicht ohne alles ordentlich und sauber zu hinterlassen.
Am Samstagmorgen kamen weitere Aikidoka aus Stuttgart und aus Turin auf die Matten.
Auf den Tatami befanden sich 23 Aikidoka.
Yvette erinnerte mit einer kurzen Rede an Doshu Yoshigasaki Sensei und Maestro Gianni Gioconto, die uns in diesem Jahr leider nach schwerer Krankheit vorzeitig verlassen haben. Beide waren noch keine 70 Jahre alt und hatten eine Aikidopraxis von 50 Jahren und mehr.
Sie waren zwei Meister mit beträchtlicher technischer und pädagogischer Erfahrung und haben uns ihr Wissen mit Leidenschaft und Hingabe vermittelt.
Ihnen gilt unsere ganze Dankbarkeit für das, was sie uns in so vielen Jahren gegeben haben und für ihr bedingungsloses Vertrauen, das wir in den kommenden Jahren sicherlich schätzen werden.
Die Teilnehmer gedachten unserem Doshu und dem Meister Gianni Gioconto mit einer Schweigeminute.
Anschliessend überreichte Maurizio zwei Urkunden, die Yoshigasaki Sensei 2019 noch ausgestellt hatte: Chuden für Matteo und den vierten Dan für Yvette.
Zu Ehren von Yoshigasaki Sensei las Maurizio den Text des 4. Dan-Diploms auf Japanisch und natürlich war Yvette sehr berührt von dieser höflichen Geste.
Bernhard startete am Samstagmorgen mit den Techniken von Tsuzukiwaza 14 (suwariwaza), da einige Aspiranten für den ersten Kyu auf den Matten waren.
In den Techniken dieses Tsuzukiwaza lässt sich das von Yoshigasaki Sensei entwickelte didaktische Konzept "Ändern der Form – Änderung der Position" sehr gut anwenden.
Später präsentierte Maurizio die Tsuzukiwaza 22 (Tantodori 2) aus dem Programm für den zweiten Dan. Für die Teilnehmer, die diese komplexen Techniken noch nicht geübt hatten, war es eine interessante Aufgabe.
In der warmen Herbstsonne wanderten wir zum Grotto del Mulino in der Breggiaschlucht (geologischer Park) für ein gutes Mittagessen mit Risotto alla Parmigiana, Ucelli Scapati und Luganighe mit Zwiebelsauce. Die Länge der Mittagspause war gut bemessen und es gab noch genügend Zeit für lebhafte Diskussionen vor der Halle oder für ein Nickerchen auf den Tatami, bevor das Üben wieder aufgenommen wurde.
Zu Beginn des Nachmittagstrainings liess Bernhard einige Entspannungsübungen SOTAIHO durchführen. Weiter ging es mit Bokken 2 Kumiwaza.
Bernhard erklärte die Abläufe und empfahl, sich über die Bedeutung der Bewegungen und verschiedenen Techniken im Klaren zu sein und diese dann durch mit "Ki fliessen lassen" umzusetzen.
Nach der Pause erklärte Maurizio ausführlich einige Ki-Tests der DEN-Prüfungen und ging dann zu den ersten Techniken der Tsuzukiwaza 8 (Yokomenuchi) über.
Das intensive Training endete wie geplant um 18:00 Uhr.
Nach der Dusche und dem Umziehen war es schon etwas zu spät, um sich noch ins internationalen Zoom-Treffen von Ki no Kenkyukai International einzuklinken, das sich leider mit unserem Seminar überschnitt.
Zum Abendessen in der Osteria Ul Furmighin in Sagno wurden wir von Anna, Giorgia und Andrea begrüsst.
Die Gruppe aus Maurizio, Bernhard, Yvette, Geraldina, Volker und Hans-Jürgen löschte zunächst ihren Durst in entspannter Atmosphäre auf der Veranda mit einem guten Bier vom Fass.
Am Sonntag waren noch einige weitere Teilnehmer aus Italien dabei.
Bernhard wiederholte einige Passagen von Tsuzukiwaza 14 (suwariwaza).
Laura und Christian führten sie dann komplett vor.
Später zeigte er Bokken 1 Kumiwaza.
Nachdem alle Techniken dieser Tsuzukiwaza einzeln geübt waren, führte Giuseppe die gesamte Kata mit Michele als Uke vor.
Maurizio übernahm dann wieder die Regie und erklärte die Techniken von drei Tsuzukiwaza aus dem Programm des vierten Dan: Tsuzukiwaza 19 (Katadori Menuchi), Tsuzukiwaza 29 (Kumitachi), Tsuzukiwaza 30 (Shinken).
Francesco und Giuseppe präsentierten sie dann.
Das Seminar endete am Sonntag nach 12 Uhr.
Yvette dankte allen Teilnehmern, die nach zwei Jahren Abwesenheit wegen der Pandemie nach Balerna gekommen waren, den Lehrern für den schönen Unterricht und kündigte an, dass weitere Seminare in Balerna mit jüngeren Lehrern organisiert werden sollen, um den Unterricht im Rahmen von solchen Treffen zu fördern, wie es Sensei anlässlich eines seiner letzten Seminare vorgeschlagen hatte.
Die Tatami wurden schnell auf die Mattenwagen gestapelt und aus der Turnhalle entfernt. Die Räume wurden dann sauber und ordentlich für den Schulunterricht am Montag zurückgelassen.
Der Tessiner Verein Ki Aikido dankt der Gemeinde Balerna und der Schulleitung herzlich für das gewährte Vertrauen und allen Personen, die bei der Durchführung des Seminars mitgeholfen haben.
Bei strahlend sonnigem Herbstwetter ging eine kleine Gruppe zum Mittagessen in das Grotto del Mulino. Andere Aikidoka kehrten nach Hause zurück. Für die einen waren es noch 700 km, für die anderen 500 km, für viele italienische Freunde waren es "nur" 100 km bis 150 km.
Wir hoffen, uns im Frühjahr 2022 bei einem Seminar in Balerna wiederzusehen!
Fotos Christian B.; Text: Yvette