Manbiki kazoku

万引き家族

Shoplifters - Familienbande

Trailer

Shoplifters - Ladendieb-Familie
Manbiki kazoku ist ein japanischer Spielfilm über eine unkonventionelle Familie aus dem japanischen Prekariat. Er gewann die Goldene Palme von Cannes 2018 und anschliessend zahlreiche weitere Preise.

Filmdaten

Deutscher Titel: Shoplifters - Familienbande
Originaltitel: 万引き家族 Manbiki kazoku (Ladendieb-Familie)
Erscheinungsjahr: 2018
Länge: 122 Minuten

Stab
Regie: Hirokazu Koreeda
Drehbuch: Hirokazu Koreeda
Musik: Haruomi Hosono

Besetzung
Kirin Kiki: Hatsue Shibata
Lily Franky: Osamu Shibata
Sakura Andō: Nobuyo Shibata
Mayu Matsuoka: Aki Shibata
Jyo Kairi: Shota Shibata
Miyu Sasaki: Yuri
Sōsuke Ikematsu: 4 ban-san
Chizuru Ikewaki: Kie Miyabe

Plot

Eine ärmliche Patchworkfamilie lebt auf engstem Raum in der Millionenmetropole Tokio. Osamu hat Gelegenheitsjobs auf dem Bau, seine Frau Nobuyo arbeitet in einer Reinigung, Aki verdient ihr erstes Geld als Animiermädchen, und die betagte Hatsue, Besitzerin des winzigen Häuschens, bezieht Witwenrente. Einen Teil ihres täglichen Bedarfs deckt die Familie durch Ladendiebstahl, den Osamu gewöhnlich mit Hilfe des etwa 10 Jahre alten Shota begeht. In einer besonders kalten Winternacht bringen die beiden auch noch die 5-jährige Yuri mit nach Hause, die von ihren Eltern offenbar regelmässig auf dem Balkon ausgesperrt wird. Sie gewöhnt sich rasch in ihrer neuen Familie ein, erfährt Zuwendung und Liebe. Shota bindet sie in die Ladendiebstähle mit ein und erkennt sie, auf Osamus Wunsch, bald auch als seine „Schwester“ an. Als schliesslich doch polizeilich nach ihr gefahndet wird, schneiden sie ihr die Haare und geben ihr einen neuen Namen, Lin. ...
Aki und Yuri versuchen zu fliehen, werden jedoch von der Polizei festgesetzt. In Einzelgesprächen gehen Kriminalbeamte und -psychologen nun der Vorgeschichte der Familie auf den Grund. Was schon vorher nach und nach klar wurde, wird jetzt vollends aufgedeckt: Die Mitglieder der kleinen „Familie“ sind in Wirklichkeit offenbar gar nicht oder nur weitläufig miteinander verwandt. ...
"Was macht eine Familie aus?" ist die unausgesprochene zentrale Frage, die den Zuschauer durch den Film begleitet.
Kritiker bemängeln Shoplifters sei „leicht sozialromantisch“, indem die Illusion geweckt werde, „dass es am Rande der Gesellschaft herzlicher und humorvoller zugehe als in der Mitte“.


Familie in Pompeiji

Seit ca. 1863 wendet man bei den Ausgrabungen im 79 n. Chr. vom Ausbruch des Vesuv zerstörten Pompeiji eine spezielle Technik an, um die Körper der verschütteten Personen zu rekonstruieren. Die Hohlräume, welche die verwesten Körper im erkalteten Gestein hinterlassen haben, werden vorsichtig mit Gips ausgegossen. Nach dem Erstarren des Gipses kann man die Toten als Gipsmodelle erkennen. Eines der zahlreichen Fundstücke ist eine Gruppe von vier Personen, die 1974 gefunden wurde und die bisher als Mutter, Vater und zwei Kinder interpretiert wurde (siehe Abbildung).

Patchworkfamilie ?

Aus einem Artikel im tagesanzeiger.ch vom 8.11.2024:
"Unter den Resten einer Treppe nahe dem Ausgang zum Garten lagen zwei Erwachsene. Auf dem Schoss des einen hockte ein Kind, noch dazu fand man dort einen goldenen Armreif, also handelte es sich offensichtlich um die Mutter. In der Nähe lag der Leichnam eines vielleicht vierjährigen Kindes auf dem Boden. Den Ausgräbern war rasch klar: Hier war eine Familie ums Leben gekommen."
"Die gängige Interpretation der Funde, die nur auf dem äusseren Erscheinungsbild der Abgüsse beruht, kann nicht stimmen. Das berichten Forscherinnen und Forscher um die Archäogenetikerin Alissa Mittnik vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig nun in der Zeitschrift «Current Biology». Das Team hat die in den Abgüssen steckenden Skelettreste von insgesamt 14 in Pompeji gefundenen Toten gentechnisch untersucht, darunter auch die Toten aus dem «Haus des goldenen Armbands»."
Die DNA-Analysen zeigen nun: "Die vermeintliche Mutter war biologisch ein Mann und nicht mit den anderen verwandt. Und er war nicht der Vater des Kindes auf seinem Schoss. Die vier in diesem Raum gefundenen Toten waren allesamt nicht miteinander verwandt, jedenfalls nicht bis zum dritten Verwandtschaftsgrad."
Man könnte diese Gruppe als Beispiel für Patchworkfamilien im alten Rom (Pompeji) heranziehen, ähnlich wie im Film shoplifters. Natürlich sind auch andere Erklärungen möglich.