Onoda

10000 Nächte im Dschungel

Trailer

Der Film beschreibt die 30 Jahre, die der japanische Soldat Hirō Onoda auf der philippinische Insel Lubang verbrachte, weil er auch nach Ende des Krieges auf einen Befehl von oben wartete. Anders als der Trailer vermuten lassen könnte, zeigt die französisch-japanische Koproduktion fast 3 Stunden lang auf unspektakuläre Art, wie Onoda einem Befehl von 1944 folgt.
"Das 2021 bei den Filmfestspielen in Cannes präsentierte Drama zeigt, wie der militärische Drill das Bewusstsein der Soldaten verformt: Im Kopf ist immer Krieg. Diese eindringliche Botschaft erlangt in unserer gegenwärtigen Lage (2023) wieder eine erschreckende Aktualität."

Filmdaten

Deutscher Titel: Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel
Originalsprache: Japanisch, Französisch
Erscheinungsjahr: 2022
Länge: 167 Minuten

Stab
Regie: Arthur Harari
Drehbuch: Arthur Harari, Bernard Cendron, Vincent Poymiro

Besetzung
Yūya Endō: junger Hirō Onoda
Kanji Tsuda: alter Hirō Onoda
Yūya Matsuura: junger Kinshichi Kozuka
Tetsuya Chiba: alter Kinshichi Kozuka
Shinsuke Kato: Shōichi Shimada
Kai Inowaki: Yūichi Akatsu
Issei Ogata: Major Yoshimi Taniguchi
Taiga Nakano: Norio Suzuki - Der Tourist
Nobuhiro Suwa: Tanejirō Onoda - Onodas Vater
Mutsuo Yoshioka: Captain Hayakawa
Tomomitsu Adachi: Governor-General Shigenori Kuroda
Kyūsaku Shimada: Lieutenant Suehiro
Angeli Bayani: Iniez

Plot

Japan während des Zweiten Weltkriegs: Wegen seiner Höhenangst bleibt Hirou Onoda eine Karriere als Pilot bei der Luftwaffe verwehrt. Die Alternative, als Kamikaze-Pilot für sein Land zu sterben, lehnt er ab. Stattdessen lässt er sich von Major Yoshimi Taniguchi für dessen Elitetruppe rekrutieren.
1944 erreicht Onoda, mittlerweile im Rang eines Leutnants, die Insel Lubang auf den Philippinen. Dort ist er als Außenposten im Widerstand gegen die US-Armee stationiert. Als der Feind plötzlich angreift, müssen sich Onoda und die übrigen Männer in die Berge zurückziehen. Der Soldatentrupp dezimiert sich durch Verletzung, Tod und Desertion. Am Ende bleiben noch drei Männer bei Onoda, die gemeinsam versuchen, den Widerstand aufrechtzuerhalten. Dabei sind nicht nur die stetig schwindenden Vorräte und die Regenzeit ein Problem, sondern auch der Widerstand der lokalen Bevölkerung - Unzufriedenheit macht sich breit. Es scheint außerdem so, als seien die Amerikaner gar nicht mehr auf der Insel ... Gegen wen wird hier eigentlich noch gekämpft?
So ziehen die Jahre ins Land, und weder die japanische Regierung noch seine Familie oder Zeitungen und Radiosendungen können Onoda von seiner Mission abhalten: die Insel bis auf den letzten Mann zu verteidigen. Im September 1974, nach 30 Jahren, sucht ein junger Mann auf Lubang den Dialog mit dem Eremiten. Kann er Onoda überzeugen, seine Mission zu beenden?
aus arte.tv 2023


Beschreibung

Mitten in der Wildnis einer einsamen Insel streift ein alter Mann umher, mit seinem Gewehr im Anschlag und einer grünen Tarnung auf dem Rücken. Auf einer Wiese legt der seltsame Kauz zwei Akazienblüten ab, dazu hören wir ein altes japanisches Volkslied.
Wir schreiben das Jahr 1974. Und Leutnant Hirō Onoda glaubt, dass der Zweite Weltkrieg immer noch andauert, dass sein Land weiterhin gegen die Amerikaner kämpft. So beginnt das packende Drama «Onoda: 10.000 Nächte im Dschungel», das diesen Mittwoch um 20.15 Uhr bei Arte läuft und bis 29. August 2023 in der Mediathek abrufbar ist.
In zweieinhalb niemals langweiligen Stunden erzählt der 1981 in Paris geborene Regisseur Arthur Harari die unglaubliche, aber auf Tatsachen beruhende Geschichte eines Mannes, der 30 Jahre lang auf einer tropischen Insel im Dschungel überlebt und einfach nicht wahrhaben will, dass der Krieg längst vorbei ist.
In dessen Endphase 1944 sollte der junge japanische Leutnant Onoda eigentlich als Pilot, vielleicht sogar als Kamikazeflieger eingesetzt werden. Aber seine Höhenangst macht den Plan zunichte. Stattdessen wird Onoda von einem ehrgeizigen Major für eine Elitetruppe rekrutiert. «Dein Körper ist das Vaterland», dieses martialische Motto impft der Vorgesetzte ihm ein, und schult Onoda in der Kunst der «geheimen Kriegsführung».
Als der Leutnant dann 1944 auf der philippinischen Insel Lubang den Widerstand gegen die Amerikaner organisieren soll, ist er Krieg für die Japaner fast schon verloren. Onoda zieht sich mit drei Getreuen in die Berge zurück, um als mobile Guerilla-Einheit den Feind zu attackieren. Aber der taucht nie auf, der Krieg ist vorbei. Nur nicht im Kopf des von Onoda.
Eindringlich entwirft dieser ungewöhnlich spannende Film, der bisweilen wie ein Kammerspiel daherkommt, das Psychogramm eines Kämpfers, der seinen ganz privaten Feldzug führt. Dabei erweist sich Onoda durchaus als fürsorglicher Vorgesetzter, der sich um das Wohlergehen seiner Leute sorgt. Aber es werden immer weniger: Nach Jahren im Dschungel bleibt ihm nur sein Stellvertreter Kozuka treu. Wie zwei Robinsons vegetieren sie auf der Insel dahin, gehen nach Jahren zum ersten Mal im Meer schwimmen, kommen schließlich in den Besitz eines kleinen Radios und hören fasziniert die Berichte von der Mondlandung 1969.
Neben diesen Momenten stehen auch immer wieder Szenen von Gewalt und Paranoia: Der ohrenbetäubend laute Dschungel, die Einsamkeit und der wochenlange Monsunregen gebären Ungeheuer. Arthur Hiraras 2021 bei den Filmfestspielen in Cannes präsentiertes Drama zeigt auf eindringliche Weise, wie der militärische Drill das Bewusstsein der Soldaten verformt und jede humane Regung verkümmern lässt: Im Kopf ist immer Krieg. Diese eindringliche Botschaft erlangt in unserer gegenwärtigen Lage wieder eine erschreckende Aktualität.
aus dpa.infocom 2023

Hirō Onoda (* 19. März 1922 in Kainan; † 16. Januar 2014 in Tokio) in der Wikipedia.