Maadadayo

まあだだよ

Noch nicht !

Noch nicht !

ist ein Spielfilm von Akira Kurosawa aus dem Jahr 1993. Es ist der letzte Spielfilm des berühmten Regisseurs. Er wurde im Januar 2025 wieder in den Medien erwähnt, weil ein prämierter Kameramann des Films, Masaharu Ueda, gestorben war.
Die Geschichte dreht sich um einen Deutschlehrer, der von seinen Schülern verehrt wird. Sie spielt in der Zeit ab 1943.
In Japan gewann der Film bei den Japanese Academy Awards die Preise für das beste Bühnenbild, die beste Kamera und die beste Beleuchtung. Für seine Leistung im Film erhielt George Tokoro den Blue Ribbon Award als bester Nebendarsteller.

Hyakken Uchida

Der Film basiert auf den Erzählungen und der Autobiographie von Hyakken Uchida (内田 百閒, 1889 - 1971). Uchida erlebte eine glückliche Kinderzeit in einer wohlhabenden Familie. 1910 trat er in die Germanistische Abteilung der Kaiserlichen Universität Tōkyō ein und schloss sich dem literarisch-intellektuellen Kreis um den berühmten Autor Natsume Sōseki an. Als Verfasser von Haiku-Gedichten wählte er den Künstlernamen Hyakken. Er arbeitete als Deutschlehrer und erhielt 1920 eine Stelle an der Hōsei-Universität, die er 1934 aufgab. Er widmete sich dem Schreiben bis zum Ende seines Lebens. Dabei beschrieb er besonders psychologische Aspekte, welche im Film ausführlich zum Tragen kommen. Ausserdem versprüht er dort eine grosse Portion Sarkasmus.
In Japan ist Uchida als liebenswerter Exzentriker bekannt. Bereits in den 1980er Jahren gab es eine Hyakken-Renaissance in Japan, heute gilt der Autor als Lieblingsschriftsteller einiger erfolgreicher Autoren.

Filmdaten

Originaltitel: まあだだよ Maadadayo, Noch nicht
Erscheinungsjahr: 1993
Länge: 134 Minuten

Stab
Regie: Akira Kurosawa
Drehbuch: Ishiro Honda nach Büchern von Hyakken Uchida
Musik: Shinichiro Ikebe

Besetzung
Tatsuo Matsumura – Hyakken Uchida, Sensei
Kyōko Kagawa – die Frau des Sensei
Hisashi Igawa – Takayama
George Tokoro – Amaki
Masayuki Yui – Kiriyama
Akira Terao – Sawamura
Takeshi Kusaka – Dr. Kobayashi
Asei Kobayashi – Priester Kameyama
Yoshitaka Zushi – Nachbar


Kommentar

Auf den ersten Blick ist Maadadayo ein Altherrenfilm. Es gibt den alten Sensei, die Schüler sind alle männlich und frönen den Ritualen von Besäufnis und Gesang.
Der Film gibt aber Einblicke in die Situation in Japan bei Kriegsende und z.B auch in die Rolle der Frau in Gestalt der Frau des Sensei. Die Musikstücke sind der Zeit entnommen und es wird auch eine bekannte japanische Sage erzählt. Zentral im Film ist die Geschichte der entlaufenen Katze. Der Sensei selbst ist ein sehr sensibler Mensch und exzentrisch. Die Schüler fahren seltsamerweise voll auf ihn ab.
Die m.E. wichtigste Aussage des Films erscheint in der Rede des Sensei bei der Feier seines 77. Geburtstages. Er appelliert an die Kinder seiner Schüler, sich ein Ideal zu suchen und dieses zu verfolgen.
Für alle, die sich vom Aspekt des Altherrenfilms nicht abschrecken lassen, ist dieser Film sehenswert.
Die traditionellen Inschriften, welche zu sehen sind, laufen übrigens, wie früher üblich, von rechts nach links.


Das Apfellied

„Ringo no Uta“ (Lied vom Apfel) ist ein Lied aus dem japanischen Film Soyokaze von 1945. Es war der erste Riesenhit in Japan nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Song war ursprünglich zur Hebung der Moral im Krieg geplant. Der Obrigkeit war die Melodie zu soft und da sich die Situation änderte wurde er umgetextet. Die Sängerin ist Michiko Namiki (1921-2001).
Im Film läuft das Lied im Hintergrund bei der erfolglosen Suche nach der verschwundenen Katze.

Aogeba Tōtoshi

Die Schüler singen als Lobpreis auf ihren Sensei das Lied Aogeba Tōtoshi (仰げば尊し, "zu Euer Ehren aufblickend"). Das Lied wird bei Abschlussfeiern in Japan gesungen. Nach neueren Forschungen stammen Thema und Melodie wahrscheinlich aus einer amerikanischen Liedsammlung von 1871.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Text des Liedes mit seiner ehrfürchtigen Haltung gegenüber Lehrern als unpassend für eine Demokratie empfunden, insbesondere während der Studentenproteste der 1960er Jahre.
Im Jahr 2007 wurde das Lied von der Agentur für kulturelle Angelegenheiten und dem Nationalkongress der Eltern- und Lehrerverbände Japans für die Nihon no Uta Hyakusen, "100 Lieder aus Japan", ausgewählt.
Die hier gezeigte Version ist von FORESTA 2021.

Ibana no shiro usagi

Der weisse Hase von Inaba (因幡の白兎) ist eine Figur aus zwei japanischen Mythen.
Der im Kojiki erzählten Geschichte zufolge lebte der Weisse Hase auf der Insel Oki. Eines Tages beschloss er, seine Insel zu verlassen und an Land zu gehen. Dazu griff er zu einer List. Er forderte ein Krokodil zu einem Vergleich heraus, denn er wolle wissen, wer von ihnen mehr Verwandte habe. Um die Krokodile zu zählen, schlug der Hase vor, dass sie sich im Wasser von der Insel bis zum Festland in einer langen Reihe aufreihen sollten. Der Hase sprang auf die Krokodile und, indem er die Reptilien zählte, überquerte er auf dieser künstlichen Brücke das Wasser. Als der Hase vom letzten Krokodil an Land sprang, gestand er seine List. Das wütende Krokodil schnappte nach ihm und riss ihm das Fell vom Leib.
An Land traf der nackte Hase auf die 80 Brüder des Gottes Okuninushi, die gerade auf dem Weg zu einer Brautschau waren. Sie rieten dem Hasen, im Meerwasser zu baden und sich auf einen hohen Felsen zu legen. Als der Hase ihrem Rat folgte, trocknete das Meersalz auf seiner Haut und diese wurde rissig. Okuninushi, der seinen Brüdern gefolgt war, sagte dem Hasen aber wie er sich selbst heilen könne. Er solle in sauberem Wasser baden und sich mit den Wollfäden der Sumpfpflanzen einhüllen.
Im Film heisst dieser Gott Daikoku-sama (auch Daikokuten) und der Sensei vergleicht sich ob seiner übergrossen Sensibilität mit dem nackten Hasen.
Daikokuten kam von Indien über China nach Japan. In der Heian-Zeit verschmolzen die Vorstellungen von Daikokuten mit denen von Okuninushi.

Kamo no Chōmei

war ein japanischer Schriftsteller (1155-1216). Er veröffentlichte 1181 eine Sammlung von über einhundert Gedichten, von denen eines Aufnahme in die kaiserliche Sammlung Senzai-wakashū fand.
In seinem dritten Lebensjahrzent zog sich Chōmei aus dem öffentlichen Leben zurück. Er lebte nach buddhistischen Lehren in einer einfachen Hütte. Um etwa 1200 wurde der Tennō Go-Toba auf ihn aufmerksam. Er schuf für ihn einen Posten, der ihm einen mehrjährigen Rückzug in die Ohara-Berge ermöglichte. Dort nahm er den buddhistischen Namen Ren’in an. Zuletzt lebte er in einer Hütte auf dem Berg Toyoma bis zu seinem Tod.
Als Hauptwerk Chōmeis gilt Hōjōki (方丈記, Aufzeichnungen aus meiner Hütte), in dem er Kriege und Zerstörungen und den Niedergang der Zivilisation in der Heian-Zeit sowie sein eigenes Leben als Eremit beschreibt.
Im Film zitiert Sensei aus diesem Werk. Er fühlt sich in seiner Notbehausung wie der Eremit in einer ärmlichen Klause und in einer Zeit der Zerstörungen.

Oichi-ni no kusuri

オイチニの薬売り Das Lied vom Apotheker, welches die Schüler im Film singen, ist ein Spottlied über die Wanderapotheker, welche in der Meiji-Zeit bis zur frühen Showa-Zeit durch Japan zogen. Sie machten mit einer Art Akkordeon auf sich aufmerksam und verkauften Heilmittel, die gegen mehrere Leiden gleichzeitig helfen sollten.
Im Film wird das Lied in einer Polonaise im militärischen Marschschritt gesungen. Das Oichi-ni (eins, zwei) gibt dabei den Rhythmus an. Zusätzlich zum Standardtext singt der Sensei einige Verse zur aktuellen Lage nach dem Krieg. Dabei kritisiert er sarkastisch die Dummheit der Menschen und die Korruption.

Maadadayo

Der Film endet mit einem Traum, den der Sensei auf Vermutung seiner Schüler gerade träumt. Er handelt vom Versteckspielen. Ein Kind, wohl der Sensei, sucht ein Versteck in den Getreidehäuschen, die zum Trocknen auf einem Feld aufgestellt sind. Die Sucher rufen ständig "Maada kai?", um zu wissen, ob es sich schon versteckt hat, während das Kind immer antwortet "Maadadayo!", "Ich bin noch nicht bereit".
Mit einer analogen Situation des Versteckspielens, - "Mada ii?", "Maadadayo!" - wenn auch in anderen Bildern, endet der Film "Ai no korīda" von 1976.