Yari no Gonza

鑓の権三

Gonza, der Lanzenkämpfer

Szenen

Gonza, der Lanzenkämpfer

Filmdaten

Deutscher Titel:
Gonza, der Lanzenkämpfer (BRD)
Die verbotene Liebe der Samurai (DDR)
Originaltitel: 鑓の権三 Yari no Gonza
Erscheinungsjahr: 1986
Länge: 125 Minuten

Stab
Regie: Masahiro Shinoda
Drehbuch: Taeko Tomioka, basierend auf dem Drama von Monzaemon Chikamatsu (1653-1725)
Musik: Tōru Takemitsu

Besetzung
Hiromi Gō: Gonza Sasano
Shohei Hino: Bannojo Kawazura
Takashi Tsumura: Ichinoshin Asaka
Shima Iwashita: Osai, Ichinoshins Frau
Choichiro Kawarazaki: Jinbei, Osais Bruder
Misako Tanaka: Oyuki, Bannojos Schwester
Haruko Kato: Oyukis Gouvernante
Hideji Otaki: Iwaki, Osais Vater
Kuniko Miyake: Iwakis Frau
Kaori Misushima: Okiku, Osais Tochter
Eiji Shima: Torajiro, Osais Sohn
Shoichi Ozawa: Fährmann

Plot

Das feudale Japan im 18. Jahrhundert. Im Tokugawa-Shōgunat herrscht Frieden und ein wenig Langeweile. Alle Daimyō müssen im Rahmen des "sankin kōtai" jeweils jedes zweite Jahr in der Hauptstadt Edo verbringen. So versucht das Shōgunat eine zu grosse Autonomie der Provinzfürsten zu vermeiden. Im Gefolge seines Herrn weilt der Samurai Ichinoshin bereits seit drei Monaten in Edo. Er ist im Clan als Meister für die Teezeremonie zuständig. Just zu diesem Zeitpunkt wird seinem Herrn der ersehnte männliche Nachkomme geboren.
Zu Ehren des jungen Stammhalters soll in der Heimat ein Fest mit einer Teezeremonie abgehalten werden. Einer der Schüler von Ichinoshin soll sie ausrichten. Daraufhin buhlen die beiden Auserwählten, die Samurais Bannojo und Gonza, um das Recht der Ausführung. Der schöne 25-jährige Gonza will mittels dieser Aufgabe in der Hierarchie seines Clans empor steigen. Dazu versucht er Osai, der Ehefrau seines Tee-Meisters Ichinoshin, das Familienwissen für die Zeremonie zu entlocken. Osai ist eine heimliche glühende Verehrerin von Gonza. Sie gewährt diesem zur nächtlichen Stunde Einblick. Um ihn an die Familie zu binden, verlangt sie im Gegenzug, dass der attraktive Samurai sich mit der 15-jährigen Tochter Okiku verlobt. Gonza ist allerdings schon mit Bannojos Schwester Oyuki liiert. Er verschweigt dies und willigt ein.
Des Nachts werden beide beim Studieren der Aufzeichnungen vom eifersüchtigen Bannojo beobachtet. Er hatte Osai zuvor heisse Liebesbriefe geschrieben, die sie ignorierte. Die Auseinandersetzung zwischen Osai und Gonzai hinter den Wänden des Teepavillons interpretiert Bannojo als Ehebruch. Diesen posaunt er sogleich im Städtchen hinaus. Der loyale Gonza fühlt Scham. Osai überredet ihn, wohl in Hoffnung auf ein erotisches Abenteuer, sich des Ehebruchs schuldig zu bekennen. Damit soll Schande vom abwesenden Familienoberhaupt Ichinoshin abgewendet werden (wobei sich die Logik dieser Überlegung schwer erschliesst). Osai und Gonza gelten nun als Ehebrecher. Im Morgengrauen flüchten die beiden in Richtung Kyoto. Zunächst tötet Osais Bruder Jinbei den flüchtigen Bannojo. Der gehörnte Ehemann Ichinoshin kehrt schnell aus Edo zurück und macht sich aus tiefem Pflichtgefühl auf die Verfolgung der Ehebrecher. Er will seine treulose Ehefrau und die Mutter seiner Kinder töten, trotz der Bedenken der vier gemeinsamen Nachkommen.
Während der Flucht offenbart Osai ihre leidenschaftliche Gefühle für ihren Fluchtpartner, der ihr schliesslich nachgibt. Schliesslich bleibt ihnen sowieso nur der Tod. Das flüchtige Liebespaar wird von Ichinoshin gestellt, der Gonza zuerst verwundet und dann mit einer Lanze absticht. Seine untreue Gattin findet den Tod durch Ichinoshins Schwert. Am Ende des Films führt Ichinoshins ältester Sohn Torajiro die Teezeremonie aus.

Hintergrund und Kritik

Der Film ist ein Werk des Regisseurs Masahiro Shinoda. Er wurde u.a. durch die Erstverfilmung von Chinmoku (Das Schweigen, 1971) bekannt. Die deutsche Erstaufführung erfolgte am 20. Februar 1986 in Originalsprache mit deutschen Untertiteln im Wettbewerb der 36. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Der Film gewann den Silbernen Bären in der Kategorie "Besondere künstlerische Leistung" für seine harmonische Komposition.
Die Handlung basiert auf dem Stück "Yari no Gonza" fürs Puppentheater des berühmten japanischen Dichters Monzaemon Chikamatsu (1653-1725). Die Handlung des Films spielt ein Jahrzehnt nach dem Tod des ursprünglichen Autors (entsprechend der Einblendung zu Beginn des Films im Jahre 1735).
Der Film liegt auf DVD nur in geringer Auflösung vor. Er zeigt allerdings sehr schöne Bilder und ruhige Kameraschwenks, was im Genre des Jidaigeki-Films der 80er Jahre vielleicht aussergewöhnlich war, anfangs der 2000er aber häufig gelang.
Die Geschichte lässt sich in die Kategorie "Bürgerliches Trauerspiel" einordnen, obwohl natürlich die Protagonisten zu dieser Zeit Samurai sind und keine Bürger.
Es ist interessant zu sehen, wie die handelnden Personen sich in den Widersprüchen ihres Moral- bzw. Ehrenkodex verstricken. Beim Auftritt des erst 12-jährigen Sohns Torajiro als williger Rächer der Samuraiehre weiss man nicht, ob das ernst oder ironisch gemeint ist.
Ein weiterer Aspekt ist das Studium der Teezeremonie aus Gründen der gesellschaftlichen Anerkennung und des Aufstiegs in der Hierarchie des Clans. (Der Film "ICHINICHI KORE KOJITSU" von 2018 bietet für die heutige Zeit einen authentischeren Zugang zur Teezeremonie).
Es lohnt sich, den Film anzuschauen, weil er auf einem klassische Werk basiert und die Eigenheiten dieser Zeit und der Samurai schildert. Das sollte Aikidoka davon abhalten, schwärmerisch irgendwelche Samurai-Ideale im Aikido zu suchen.