Amidadō dayori

阿弥陀堂だより

Briefe vom Amida Schrein

Szenen

Briefe vom Amida Schrein

Filmdaten

Deutscher Titel: Briefe vom Amida Schrein (Letter from the mountains)
Originaltitel: 阿弥陀堂だより Amidadō dayori
Erscheinungsjahr: 2002
Länge: 128 Minuten

Stab
Regie: Takashi Koizumi
Drehbuch: Takashi Koizumi, Keishi Nagi
Musik: Takashi Kako

Besetzung
Akira Terao: Takao Ueda
Kanako Higuchi: Michiko Ueda
Shoji Arano
Hisashi Igawa: Sayuris Vater
Kyoko Kagawa: Yone Koda
Tanie Kitabayashi: Oume
Manami Konishi: Sayuri Ishino
Yasuhiko Naito: Dorfbürgermeister
Yoko Shioya: Tanabe
Takahiro Tamura: Shigenaga Koda
Hidetaka Yoshioka: Dr. Nakamura

Plot

Japan, Anfang der 2000er Jahre. Der Schriftsteller Takao und seine Frau, die Ärztin Michiko, ziehen von Tokio nach Yanaka aufs Dorf. Dort steht Takaos Elternhaus. Michiko hat einen Burn-out und Takao macht seit 10 Jahren eine schöpferische Pause.
Im Dorf leben viele alte Menschen. Die beherrschenden Themen sind Gesundheit, Krankheit, Leben und Tod.
Das Landleben erscheint in seiner Einfachheit und traditionellen Lebensweise ideal. Beim Gedenkschrein des Amida Buddha für die Toten des Dorfes (Amidado) lebt die 96-jährige O-Ume. Sie diktiert ihre Gedanken der stummen, jungen Sayuri. Diese werden dann als "Brief vom Amida Schrein" im Nachrichtenblatt des Dorfes veröffentlicht.
Auch Koda Sensei, der alte, krebskranke ehemalige Lehrer von Takao, sinniert über das Leben und den Tod. Er praktiziert die ganze Zeit Shodo (Kalligraphie). Sein Motto ist 天上大風 (てんじょう おおかぜ), "Hinauf zum Himmel mit einem starken Wind". Er kommt bei 46:04 zu dem Ergebnis, dass das Wesentliche Form (姿 すがた) ist.
Takao und Michiko machen Spaziergänge in der Natur. So erholt sich Michiko und wird wieder gesund. Sie kann im Dorfkrankenhaus in Teilzeit arbeiten und auch Sayuri bei ihrer schweren Erkrankung helfen.
Ein sehr langsamer Film mit schönen Bildern im Ambiente des traditionellen Japan.

Der Film basiert auf dem Roman "Amidado dayori" aus dem Jahr 1995 von Keishi Nagi (南木 佳士), einem japanischen Schriftsteller und Arzt, sein bürgerlicher Name ist Tetsuo Shimoda (*1951). Er erhielt seit 1981 mehrere Literaturpreise, zuletzt 2008 und 2009. Aus seiner eigenen Erfahrung mit Depressionen gibt es viele Arbeiten zum Thema Leben und Tod. Die Handlung des Films ist teilweise autobiographisch.


Im Film werden zitiert:

0:16:34 "Ame ni mo makezu..."
Miyazawa Kenji (1896-1933), war ein japanischer Dichter und Autor von Kinderbüchern. Miyazawa liess sich vom Mahayana-Buddhismus, insbesondere vom Lotos-Sutra und den patriotischen Interpretationen des Nichiren-Buddhismus (Kokuchūkai) inspirieren, den er als Richtschnur für sein persönliches Leben ansah.

0:34:05 "Yuuyake koyake..."
Kinderlied. Dieses Abendlied gehört in Japan zu den beliebtesten traditionellen Liedern. Es wurde 1919 von Ameko Nakamura getextet und 1923 von Shin Kusagawa vertont. Mit dieser Melodie wird teilweise heute noch über öffentliche Lautsprecher der Beginn des Abends signalisiert, damit die Kinder (Grundschüler) nach Hause gehen.

0:45:33 "Zum Himmel hinauf..."
Ryōkan Taigu (良寛大愚) (1758–1831), ein Zenmönch und Eremit. Manche seiner Zeitgenossen sahen in ihm einen Heiligen, manche einen grossen Dichter, manche auch nur einen sonderlichen und etwas verrückten Zen-Mönch. Sein Schriftstellername Taigu (大愚) bedeutet „grosser Narr“. Er liebte das einfache Leben in der Natur, inmitten von Pflanzen und Tieren, und mochte noch nicht einmal einer Laus etwas zuleide tun. In seinen Gedichten kommt eine besondere Liebe zum Mondlicht sowie zu Kieferbäumen zum Ausdruck. Untypisch für einen Mönch war, dass er gern an Dorffesten der Bauern teilnahm und dabei auch Sake trank. Er soll auch gerne mit Kindern gespielt haben, was möglicherweise ein Grund für die Kinderszenen im Film ist.

1:15:13 "Wenn du vom Leben getäuscht..."
Alexander Sergejewitsch Puschkin (Александр Серге́евич Пу́шкин) (1799-1837), der russische Nationaldichter. Bis zum Einmarsch Napoleons in Moskau 1812 sprach die russische Oberschicht Französisch. Nach dem Brand Moskaus begann sich das zu ändern. Puschkin bereitete in seinen Werken den Weg für die Verwendung der russischen Umgangssprache. Sein Erzählstil ist untrennbar mit der russischen Literatur verbunden und hat zahlreiche russische Dichter geprägt.


Miyazawa Gedicht

Ame ni mo makezu

Ein Gedicht von Miyazawa Kenji
雨ニモマケズ 風ニモマケズ 雪ニモ夏ノ暑サニモマケヌ
丈夫ナカラダヲモチ 慾ハナク 決シテ瞋ラズ イツモシヅカニワラッテヰル
一日ニ玄米四合ト 味噌ト少シノ野菜ヲタベ
アラユルコトヲ ジブンヲカンジョウニ入レズニ ヨクミキキシワカリ ソシテワスレズ
野原ノ松ノ林ノ蔭ノ 小サナ萓ブキノ小屋ニヰテ
東ニ病気ノコドモアレバ 行ッテ看病シテヤリ
西ニツカレタ母アレバ 行ッテソノ稲ノ朿ヲ負ヒ
南ニ死ニサウナ人アレバ 行ッテコハガラナクテモイヽトイヒ
北ニケンクヮヤソショウガアレバ ツマラナイカラヤメロトイヒ
ヒドリノトキハナミダヲナガシ サムサノナツハオロオロアルキ
ミンナニデクノボートヨバレ ホメラレモセズ クニモサレズ
サウイフモノニ ワタシハナリタイ

"Unbeugsam im Regen, unbeugsam im Wind, unbeugsam im Schnee und in der Sommerhitze,
mit einem gesunden Körper, ohne Begierden, und ohne Zorn, nur ein leises Lächeln auf den Lippen.
Vier Schalen braunen Reis am Tag isst er mit Miso und ein wenig Gemüse,
beobachtet alles genau, hört gut zu und versteht, indem er von sich selbst absehend die Dinge stets im Geist behält.
Er lebt in einer kleinen, schilfgedeckten Hütte am Rand einer Wiese hinter dem Kiefernwald.
Ist im Osten ein Kind krank, geht er hin, um es zu pflegen.
Beugt sich im Westen eine Mutter müde unter ihrer Last, geht er hin, um ihr Reisbündel zu schultern.
Liegt einer im Süden im Sterben, geht er hin, um ihm die Furcht zu nehmen.
Geraten sich zwei im Norden in die Haare, geht er hin, um dem Unsinn eine Ende zu machen.
In der Trockenheit vergiesst er Tränen, irrt ratlos herum, wenn ein Sommer Kälte bringt.
Von allen wird er ein Trottel genannt, keiner nimmt ihn ernst und keinem fällt er zur Last.
So ein Mensch möchte ich sein!"

Kalte Sommer bedeuten in Japan schlechte Reisernten, daher die Wendung "im kalten Sommer ratlos umhergehen".
Miyazawa schrieb das Gedicht in Katakana. Heutzutage wird Hiragana als Silbenschrift verwendet. Der sparsame Gebrauch von Kanji sollte wohl das Gedicht der ländlichen Bevölkerung Nordjapans, mit der der Dichter gelebt hat, zugänglicher zu machen.


Abendlied

夕焼け 小焼けで 日が暮れて
山の お寺の 鐘が鳴る
お手手 繋いで 皆帰ろ
烏と一緒に 帰りましょ
子供が 帰った 後からは
まるい 大きな お月様
小鳥が 夢を 見る頃は
空には キラキラ 金の星。