Skelett und Muskeln

Wissenschaftliche Beschreibung


Skelett und Muskeln

Die Wissenschaft hat in den letzten hundert Jahre grosse Fortschritte gemacht. Inzwischen werden auch die wissenschaftlichen Grundlagen der orientalischen Weisheiten klarer. Es ist angebracht diesen sogenannten östlichen Mystizismus in eine umfassendere Wissenschaft einzubeziehen. Dann gibt es eine Wissenschaft der Materialen und eine Wissenschaft vom Leben.
Und auch wir müssen unsere Übungen wissenschaftlich betrachten ...

Zusammenfassung

Betrachten wir den menschlichen Körper. Die Knochen stützen ihn, ohne sie würde er zusammenfallen. Die Skelettstruktur ist zusammen mit den Muskeln sehr stabil. Wenn man von der Seite gegen die Hüften drückt, ist die Haltung sehr stabil. Die Beine bilden mit der Hüfte und den Muskeln eine stabile Konstruktion.
Das entspricht völlig den wissenschaftlichen Erkenntnissen. Probiert das aus, aber nicht nur mental, sondern wirklich mit dem Körper.
Drückt man von hinten gegen das Rückenschild (koshita), ist es weniger stabil. Auch wenn man nur auf den Zehen steht oder ein Bein hochnimmt.


Die Tiere benutzen vier Beine, das ist noch stabiler und sie sind auch schneller. Der Mensch möchte die Hände benutzen können, deswegen benutzt er nur zwei Beine. Machen wir einen Ki-Test an den Armen. Bei einer Anfängerin würden sich die Schultern bewegen. Die Unbeweglichkeit des Arms an sich ist ziemlich sinnlos.
Wieso haben wir auf die Stabilität von vier Beinen verzichtet? Weil wir mit den Händen arbeiten wollen. Wir können den Körper beugen, um mit den Händen den Boden zu erreichen.


Die Hüftgegend ist nicht so beweglich. Wieso können wir uns soweit beugen? Weil die Arme nicht mit den Hüften verbunden sind, und auch nicht mit der Wirbelsäule. Die Arme sind mit den Schulterblättern (scapulae) verbunden.
Dieser ursprüngliche Ki-Test taugt also nichts. Unser Vorteil ist, dass wir die Arme so gut bewegen können. Wenn man älter wird, versteift sich häufig der Körper. Wir müssen darauf achten, die maximale Mobilität zu erhalten.
Dafür dient das Schulterblatt. Versucht, die Hände möglichst weit zu bewegen. Aber wir müssen auch in der Lage sein, etwas mit den Händen zu greifen. Für diese Bewegung ist das Schlüsselbein (clavicula) wichtig.


Die Schulterblätter sind über Muskeln mit dem unteren Teil der Wirbelsäule verbunden und auch mit der Hüfte. Dieser Muskel ist ziemlich fest, so dass eine seitliche Beugung nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Streckt man die Arme nach oben, kann man sich eine Linie vorstellen, von den Armen, seitlich am Körper entlang bis zu den Beinen und Füssen.
Beim Schultergelenk sind Arm, Schulterblatt und Schlüsselbein verbunden.
Die seitliche Linie bewegt sich beim Ki-Test nicht. Diese Linie muss man sich mental vorstellen. Und indem man diese Vorstellung beibehält, lässt man die Arme nach unten. Beim Ki-Test bewegt sich dann das Schulterblatt nicht. Das ist Wissenschaft.


Jetzt sollte sich aber sofort eine wissenschaftliche Frage stellen. Die Rückenmuskulatur zieht lediglich, sie stützt nicht. Was hält die Schulterblätter oben?
Das sind die Muskeln die von der Halswirbelsäule abwärts gehen. Aber das Schlüsselbein ist nicht mit diesen Muskeln verbunden.
Um die Arme auf und ab zu bewegen gibt es andere Muskeln beim Schultergelenk.
Um die Schulter zu kippen dienen die Muskeln vom Hals zu den Schulterblättern. Wichtig: Das Schlüsselbein ist nicht damit verbunden. Das Schlüsselbein ist an der Vorderseite und die Muskeln sind auf der Rückseite.


Wenn wir weiter wissenschaftlich argumentieren, sehen wir, dass wir die Muskeln benutzen können, ohne Kraft zu benutzen.
Michele macht nichts. Wir ziehen. Er benutzt die Muskeln ohne Kraft einzusetzen. Natürlich arbeiten seine Muskeln, sonst würden wir ihn ja auseinanderziehen. Aber die Muskeln ändern ihre Länge nicht.
Wenn der Oberschenkel sich bewegen muss, schafft er vielleicht 200 kg. Beim Gewichtheben schafft man 400 kg. Beim Weitsprung wirkt eine Kraft, die 800 kg entspricht. Wenn der Muskel arbeitet, ohne seine Länge zu verändern, ist er viel stärker.
Die Länge des Muskels nicht ändern bedeutet, keine Kraft auszuüben. Wenn wir gegen die Wand drücken, übt diese keine Kraft aus, sondern ist lediglich stabil. Kraft ist definiert als das Vermögen, etwas in Bewegung zu setzen.


Die Technik besteht darin, die Muskeln ohne Kraft zu benutzen. Das gilt für alle Bewegungen des menschlichen Körpers. Aber vor allem im Aikido ist das wichtig. Wenn man mit Material arbeitet ist es etwas schwieriger. Auch beim Gewichtheben kann man mit der richtigen Technik statt 80 kg leicht 150 kg heben.
Wenn zwei Personen an meinen Armen ziehen, mache ich gar nichts. Ich benutze lediglich mein Körpergewicht und mache Schritte zurück, um die beiden vor mir zusammenzuführen.
Das ist eine grundlegende Technik im Aikido, wie man ohne die Länge der Muskeln zu verändern, mit den Muskeln arbeiten kann.