Aikido - Ju-Jutsu - Wirkliches Leben

Yoshigasaki Sensei


2021-07-22

Bosco Gurin 2019

Aikido hat sich im Dojo entwickelt.
Das Aikido von Ueshiba, nicht das von Takeda. In Japan gibt es immer noch Leute, die Aikido in Takeda-Manier praktizieren. Aber sie nennen es Ju-Jutsu. Wenn ich Ju-Jutsu sage, ist mehr oder weniger die Art von Takeda gemeint. Die Leute kommen zum Üben und praktizieren mit einem Partner vom gleichen Niveau. Also fünfte Kyu mit fünften Kyu, und sie üben nur Techniken des fünften Kyu. Und entsprechend erste Dan mit ersten Dan, und zweite Dan mit zweiten Dan. Dabei muss der Meister nicht einmal anwesend sein. Die Leute üben so für sich, und der Meister schaut, wenn er will, mal vorbei und erklärt und korrigiert etwas.

Das ist die Art und Weise im Ju-Jutsu. Also sozusagen "privater" Unterricht (Eigenunterricht), aber immer mit einer kämpferischen Einstellung. Wenn man kämpft, kann man nicht einen fünften Kyu gegen einen ersten Dan antreten lassen. Ein erster Dan muss gegen einen ersten Dan kämpfen, ein zweiter Dan gegen einen zweiten Dan. Das ist die Art Ju-Jutsu zu trainieren.
Im Aikido dagegen, im gesamten Aikido, gibt es jeweils einen Lehrer und alle Schüler üben die gleiche Technik. Das ist die Struktur von Aikido. Das muss so beibehalten werden. Wenn man diese Art nicht beibehält, wird es zum Ju-Jutsu. Das ist wichtig.
Wir üben jetzt am Vormittag Aikido hier, am Nachmittag könnt ihr alleine üben, aber nicht in Ju-Jutsu Art. Ihr sollt es immer wie im Aikido machen. Denn auf diese Weise generiert ihr eine Philosophie, wie alle gemeinsam praktizieren können. Das heisst, es braucht Frieden. Ohne eine friedliche Einstellung kann man nicht Aikido praktizieren. Wenn man anfängt zu kämpfen, kann man nicht üben. Das ist wichtig.
Noch etwas. Es ist ok, dass man auf diese Aikido Art im Dojo übt, aber es gibt auch inhärente Fehler. Wie bei allem, gibt es zwar Fehler, aber es gibt auch gute Seiten. Der Fehler im Aikido ist, dass Uke immer auf eine festgelegte Weise angreift, so dass die Leute die Technik entwickeln im Wissen, wie der andere angreift. Aber wie ist das in der Wirklichkeit? Tatsächlich greifen die Leute in einer Weise an, die man nicht kennt. Das ist also der Fehler der Leute, die Aikido im Dojo praktizieren. Im wirklichen Fall wissen sie nicht, was sie tun sollen, weil sie nicht wissen, wie der andere angreift.
Deshalb gibt es das Aikido fürs wirkliche Leben. Im wirklichen Leben weiss man nicht, wie jemand angreift, und man weiss nicht, wie man die Technik machen soll.
Noch etwas. Alle Techniken sind aggressiv. Potenziell jedenfalls. Warum? Was ist eine Technik? Eine Technik ist eine festgelegte Form in einer festgelegten Umgebung, um zu einem festgelegten Ergebnis zu gelangen. Aber im Leben ist nichts im Voraus festgelegt. Deshalb wird die Technik im Leben aggressiv.
Deshalb wird ein japanischer Meister, wenn er mit seiner Technik erfolgreich sein muss, oft aggressiv. Das wisst ihr sehr gut.
Es gibt aber einen Weg, nicht aggressiv zu werden. Wenn die Technik (im Dojo) nicht funktioniert, genügt es zu lächeln und es dann noch einmal zu versuchen. Nur so kann man die Technik ohne Aggression praktizieren. Wenn ich mit der Technik erfolgreich sein muss, wird die Beziehung aggressiv.
Es gibt also Meister im Aikido, die nicht aggressiv sind.
Wenn ihr so übt, könnt ihr ohne Aggressionen üben. Aber das ist nicht gut im wirklichen Leben, wenn jemand tatsächlich angreift. Wenn meine Technik nicht funktioniert, soll ich dann lächeln? Nein! Dann tötet er mich (vielleicht). Im Dojo könnt ihr die Technik ohne Aggressivität üben. Aber in der realen Welt muss man etwas tun. Daher muss man dieses Problem lösen.
Daher: Im wirklichen Leben darf man keine Techniken anwenden!

TOITSU.DE 2021