Doshu Yoshigasaki

* 1951   † 12.02.2021

2021-03-01

Kenjiro Yoshigasaki wurde in Kagoshima, einer Hafenstadt an der Südspitze von Kyushu, geboren und studierte später in Tokio. Dort kam er relativ zufällig zum Aikido. 1977 begleitete er Koichi Tohei als Otomo und Uke nach Europa. Er liess sich in Brüssel nieder und unterrichtete zuerst Ki und dann auch Shin Shin Toitsu Aikido im Rahmen der Ki no Kenkyukai.

Sommerlehrgang in Empoli 1979

Koichi Tohei und Kenjiro Yoshigasaki, entnommen einem Gruppenfoto.
Zu diesem Zeitpunkt war Yoshigasaki Sensei bereits 4. Dan und technisch absolute Spitzenklasse. Auch konditionell war er fit, er konnte als Uke alle 30 Taigi (Vorläufer der tsuzukiwaza) nacheinander absolvieren. Tohei unterrichtete in Englisch und wurde von Maurizio Volpe ins Italienische übersetzt.
Viele Teilnehmer des Lehrgangs hatten schon Erfahrungen in anderen Stilen des Aikido und waren überrascht wie viele Erklärungen Tohei Sensei geben konnte, bis man endlich wieder eine Technik üben durfte.

Diskussion

Koichi Tohei und Kenjiro Yoshigasaki in einer angeregten Diskussion bei einer Pause hinter der Sporthalle. Offensichtlich hatte Yoshigasaki hier schon eigene Vorstellungen, die er gegenüber seinem Lehrer Tohei vertrat. Auf dem Foto sind Yasuko Taniguchi (2. v.l.), Koichi Tohei (3. v.l.), Kenjiro Yoshigasaki(5. v.l.), Mario Peloni (6. v.l.) und Renata Carlon (7. v.l.) zu erkennen.
Auf Nachfragen erklärte Yoshigasaki Sensei damals, dass man nicht die Intention habe, Ki-Aikido in Europa zu "missionieren".

Lehrgänge in ganz Europa

Bis zu den Lockdowns wegen COVID ab Frühjahr 2020 war Yoshigasaki Sensei von Brüssel aus ständig in Europa unterwegs. An den Wochenenden betreute er die Dojos von Finnland bis Sizilien und im Sommer gab er mehrere Wochenlehrgänge wie z.B. das Seminar in Bosco Gurin (CH). Seinen letzten Lehrgang hielt er im Oktober 2020 in Norditalien in Novara ab. Er unterrichtete in English, Italienisch und in Französisch. Einige seiner Schüler erhielten den 9. Dan von ihm verliehen.

Erster Lehrgang in Haigerloch 1991


Nach einem Probelehrgang mit Dagmar Kristkeitz gelang es dem Verein für Ki, Aikido und Gesundheit e.V., Yoshigasaki Sensei 1991 nach Haigerloch einzuladen. In der schönen grossen Halle gab es viel Platz für die zahlreichen Teilnehmer aus Haigerloch und anderen deutschen Dojos. Yoshigasaki unterrichtete in Englisch und wurde von Irene Hänsler-Opizzo übersetzt.
Eine Dekade später wechselte Yoshigasaki Sensei wegen der vielen Teilnehmer aus Novara und Balerna die Unterrichtssprache und hielt die Seminare in Haigerloch auf Italienisch ab. Tatsächlich hatte er in seiner Ausbildung auch Deutsch gelernt, sprach es aber kaum.

All of AIKIDO

Von 1999 bis 2001 liess Yoshigasaki Sensei, inzwischen 8. Dan der Ki no Kenkyukai von Tohei, den damaligen Stand der Techniken des Shin Shin Toitsu Aikido von Alain de Halleux filmen und publizierte alles auf 5 VHS-Bändern. Später wurden die Originalaufnahmen digitalisiert. Sie sind inzwischen in sehr guter Qualität auch im Internet verfügbar.

Bücher von Yoshigasaki Sensei

2002 veröffentlichte Yoshigasaki sein Buch "Reise ins unbekannte Ich" (Englischer Originaltitel: "The inner voyage of a stranger"). Darin schilderte er seine Sicht von Leben, Wahrnehmung, Meditation und Realität.
2015 folgte sein Buch "Aikido – Kunst und Lebensweg". Es enthält die verbalen Beschreibungen aller Aikidotechniken, die er unterrichtete, illustriert mit vielen Fotos sowie Erläuterungen zu Misogi und Kenkodo.

Zentrale Konzepte des Aikido von Yoshigasaki Sensei waren die Wahrnehmung, Linien und Formen. Auf den Lehrgängen sprach er nicht nur über Aikido, sondern über das Leben und die Welt. Dadurch gab er vielen seiner Schüler wichtige Denkanstösse.
Anfangs der 2000er Jahre trennte er sich organisatorisch von Toheis Ki no Kenkyukai und lehrte dann seine eigene Auffassung von Aikido. Den Kanon der Techniken und das Prüfungsprogramm veränderte er nur wenig, unterbaute sie aber mit mehr Logik (Mathematik - nach seinen Worten) und einer weiter entwickelten Philosophie. Den Widerspruch zwischen Aikido und Selbstverteidigung löste er in einem ersten Schritt mit der Erkenntnis, dass das Aikido auf der Matte eine Kunst ist und nicht die Realität kopiert.
Während er – nach eigener Aussage – bis ca. zum Jahr 2000 die Lehren von Tohei unterrichtet hatte, befasste er sich in den folgenden zwanzig Jahren mit den Techniken, die er bei seinen Schülern sah, und verbesserte diese z.B. in Richtung Harmonie. Zuletzt arbeitete er an einem Buchprojekt, das sich mit Aikido im wirklichen Leben beschäftigte, d.h. Selbstschutz statt Selbstverteidigung unter Respektierung der ethischen Prinzipien des Aikido. Es ist sehr zu hoffen, dass dieses Projekt von den bisher Beteiligten fertig gestellt wird.
Der Verfasser dieser Zeilen besuchte mehr als 40 Jahre lang viele Seminare von Yoshigasaki Sensei und hat eine hohe Achtung vor der Lebensleistung dieses grossen Aikidolehrers, der immer sehr bescheiden auftrat, was ihn aber nicht davon abhielt seine ganz eigenen Erklärungen und Vorstellungen vom Leben und vom Aikido zu entwickeln und zu unterrichten. Mit dem profunden Hintergrund der originären japanischen Kultur, seiner Vielsprachigkeit und seinem Blick auf die europäischen Kulturen entstand Yoshigasakis Bild von der Realität. Dieses Bild war zwangsläufig nonkonformistisch und legte die Schattenseiten der europäischen Kultur und die misslungenen Rezeptionen der japanischen Kultur offen, um davon ausgehend Verbesserungen zu erreichen. Für viele seiner Schüler ist diese Sicht prägend geworden.
Für die Zukunft ist zu hoffen, dass die vielen Dojos der Ki no Kenkyukai Internationale in Europa einen Weg finden, um weiter fruchtbringend zusammen zu arbeiten und um die Lehre von Doshu Yoshigasaki weiter zu entwickeln.

Edit Juli 2021: Jan Baars, Ki Aikido Harlem (NL), würdigt Yoshigasaki Sensei in seinem Artikel in English. Deutsche Version hier.

Zwei Lieder zum Abschied

雪の降る町 Yuki no furu machi
Musik: Yoshinao Nakada 1953. Text: Naoya Uchimura
Übertragung ins Deutsche: THIASOS Musikverlag

さくら Sakura Kirschblüte
Musik: Altjapanische Volksmelodie. Text: traditionell

Videomaterial von Luis Alvarez

Yuki no furu machi

雪の降る町を 雪の降る町を
思い出だけが 通りすぎて行く
雪の降る町を
遠いくにから落ちてくる
この想い出を この想い出を
いつの日にか包まん
あたたかき幸福のほほえみ。

Yuki no furu machi o, yuki no furu machi o,
omoide dake ga toori sugite yuku
yuki no furu machi o.
Tooi kuni kara ochite kuru
kono omoide o, kono omoide o,
itsu no hi ka tsutsuman.
Atatakaki shiawase no hohoemi.

Grüss’ mir die tief verschneite Stadt!
Grüss’ mir die tief verschneite Stadt,
wo die Schritte meiner Erinnerung mir folgen.
Grüss’ mir die tief verschneite Stadt!
Dunkel, schwer, füllt und füllt sich die Traurigkeit in mir.
Ach ich wollt, sie möge doch, ach ich wollt, sie möge doch
irgendwann einmal verweht sein
von dem duftenden, duftenden Frühlingswind.

さくら さくら Sakura Sakura

さくら さくら 野山も里も
見わたすかぎり
かすみか雲か 朝日ににおう
さくら さくら 花ざかり
さくら さくら やよいの空は
見わたすかぎり
かすみか雲か においぞいずる
いざや いざや 見にゆかん

Sakura sakura noyama mo sato mo
mi watasu kagiri
kasumi ka kumo ka asahi ni niō
sakura sakura hana-zakari
sakura sakura yayoi no sora wa
mi watasu kagiri
kasumi ka kumo ka nioi-zoi zuru
iza ya iza ya mi ni yukan

Blütenbaum, Blütenbaum,
Kirschenbaum im Blütentraum.
Märzenhimmel sieht man kaum.
Nebel oder Wolkentraum?
Süsser Duft vom Bütenbaum.
Komm wir gehn, komm wir gehn
die Pracht anzusehn.

Spiegeldatum

Das Datum 12.02.2021 ist ein sogenanntes Spiegeldatum. Es führt vorwärts wie rückwärts gelesen zum gleichen Ergebnis. In den zweitausender Jahren sind es die Tage des Februar, die diese Eigenschaft haben.
Das erste Spiegeldatum im Gregorianischen Kalender und mit der Schreibweise TT.MM.JJJJ war der 01.01.1010 und das letzte wird 31.12.2113 sein. In anderen Kalendern oder bei anderen Schreibweisen, wie z.B. dem internationalen Standarddatum JJJJ-MM-TT, ergeben sich natürlich ganz andere Tage als Spiegeldatum.