Tantō

短刀たんとう

2020-10-12

Tantō

Das Tantō (短刀 "kurzes Schwert") ist ein gerades oder leicht gebogenes, einschneidiges japanisches Kampfmesser mit einer Klingenlänge von weniger als 1 Shaku (303 mm). Bei der Fertigung der Waffe kommen ähnliche Schmiedetechniken wie bei der Herstellung der japanischen Langschwerter zum Einsatz. Im Aikido wird als Übungswaffe ein Tanto aus Holz benutzt. Dieses simuliert ein scharfes einschneidiges Messer, so dass bei den Techniken auf diesen Aspekt unbedingt zu achten ist.

Ushiro Katatedori Shihonage

Doshu Yoshigasaki in Bosco Gurin 2011
Uke versucht Nage bei der Ausführung von Shihonage zu ergreifen und zu blockieren.

Messertechniken

Messertechniken sind ein heikles Thema im Aikido. Angriffe mit dem Messer sind viel gefährlicher als Taijutsu (Techniken ohne Waffen) oder auch Angriffe mit Bokken oder Jo. Messerangriffe sind in den letzten Jahren immer zahlreicher geworden. Es ist einfach, ein Messer in der Tasche mitzuführen, um auf Auseinandersetzungen im Milieu vorbereitet zu sein.
Die Trainingssituation im Aikido geht immmer davon aus, dass der Angreifer einen klaren tödlichen Angriff lanciert. In Wirklichkeit gibt es aber viele Methoden, mit schnellen Bewegungen des Messers die Angegriffenen zu verwirren. Um sich gegenüber Messerangriffen wirksam behaupten zu können, braucht es intensives Training und viel Erfahrung. Auf keinen Fall sollte man sein Können überschätzen.

Tsuki Zenponage und Gokyo

Doshu Yoshigasaki in Bosco Gurin 2011
Uke benutzt beide Hände beim Angriff mit dem Tanto.


Aikidoka gegen einen Seemann mit Messer

1966 wurde Kazuo Chiba von Morihei Ueshiba nach England entsandt um dort Aikido zu unterrichten. In einem Interview mit A.C. Lockyear berichtet er von einer Episode auf dieser Reise.

Chiba Sensei 1975

Lockyear: Auf Ihrer Reise von Japan gab es, soweit ich weiss, einen Vorfall ...?
Chiba: Ah ja, es gab eine Party auf dem Schiff, als wir den Äquator überquerten. Ich wurde gebeten, etwas Aikido zu demonstrieren. Ich war einverstanden. Aber es war niemand an Bord, der Aikido-Erfahrung hatte, um als Uke zu fungieren. Einer von der Schiffsbesatzung wurde daher gebeten, mir zu helfen. Er griff mich mit einem Messer an.
Im Hombu Dojo haben wir im Messertraining immer klare und direkte Angriffe mit dem Tanto geübt. Aber dieser Typ duckte sich tief, bewegte sich um mich herum und wechselte das Messer von einer Hand zur anderen Hand. Das war schwierig. Ich konnte bei einem solchen Angriff nicht wissen, in welcher Hand er die Waffe hielt.
Als er auf mich zukam, machte ich Gedan Barai mit beiden Armen (ein Block mit den Armen nach unten). So konnte ich seinen Angriff abwehren. Die Messerspitze ging tatsächlich durch meinen Obi (Gürtel) und berührte aber nur mein Fleisch. Von Gedan Barai wechselte ich zu einer Kontertechnik und brach ihm den Arm.

Lockyear: Mit welcher Technik?
Chiba: Katakame, wenn ich mich richtig erinnere.
Lockyear: Blocktechniken wie Gedan Barai sind im Aikido nicht üblich. Hauptsächlich wird die Handkante zum Ablenken verwendet.
Chiba: Ja, aber es ist nicht immer möglich, auf diese Weise den Angriff umzulenken. Ich glaube, man muss bei Bedarf einen starken Block bilden können.
Lockyear: Zum Abschluss unseres Gesprächs möchte ich Sie noch wegen zwei unterschiedlicher Thematiken befragen: Atemi und Wettkämpfe im Aikido.
Chiba: Nun, ich glaube, Atemi (nach Chiba "das Schlagen auf anatomische Schwachstellen") ist für die Technik sehr, sehr wichtig. Es wird normalerweise nicht unterrichtet. Aber ich persönlich praktiziere natürlich Atemi.
Wettkämpfe gibt es im Aikido nicht. Dadurch würden viele Menschen vom Training ausgeschlossen. Der Zweck des Aikido ist es, möglichst vielen verschiedenen Menschen - Männern und Frauen, jung und alt, schwach und stark - zu ermöglichen, ihr Potenzial durch gemeinsames Üben zu entwickeln.
Chiba: Ehrlichkeit.
(Source: http://www.aikidosphere.com/kc-e-challenges)
Kazuo Chiba (1940-2015) war ein Aikidō-Lehrer und ein direkter Schüler von Ueshiba Morihei. Er war Inhaber des 8. Dan der Aikidō-Organisation Aikikai. Er war auch der Gründer der San Diego Aikikai und des Aikidoverbandes Birankai. Sein Stil ist sehr direkt. Deshalb gilt dieses Aikido manchmal als relativ "hart" oder "grob". Viel Wert wird auf das Training mit den im Aikido üblichen Waffen gelegt (Jō, Bokken und Tantō). Bevor er zum Aikido kam, hatte Chiba Karate praktiziert. Gedan Barai ist eine Karate-Technik.


Tantō Praxis

Tanto Angriffe
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Die erste Technik mit Tanto gibt es im Prüfungsprogramm des 3. Kyu (tsuki koteoroshi). Für den 1. Dan wird die Tsuzukiwaza Tantodori 1 und für den 2. Dan die Tsuzukiwaza Tantodori 2 verlangt. Alle diese Techniken wurden vom Doshu überarbeitet und ergänzt.

  • Tsuzukiwaza 21: Tantodori 1
  • Tsuzukiwaza 22: Tantodori 2


Der Samurai Astronom 2012

Der Film beschreibt die Entwicklung eines reformierten Kalenders für Japan im 17. Jahrhundert. Der Protagonist Yasui Sansetsu (1639-1715), später unter dem Namen Shibukawa Shunkai bekannt, erlebt viele Schwierigkeiten bis sein Kalender endlich offiziell eingeführt wird.
Für naturwissenschaftlich Interessierte ist es ein informativer Film.
Im Zentrum der Handlung stehen astronomische Überlegungen und korrekte Messmethoden. Weitere Themen sind das professionelle Go-Spiel, das Verhältnis zwischen Shogun und Kaiserhof und zur Garnierung eine nette Liebesgeschichte.
Die Geschichte basiert auf dem Roman "Tenchi Meisatsu (天地明察 Klares Verständnis von Himmel und Erde)" von Tow Ubukata (*1977). Der Regisseur Yōjirō Takita ist bekannt für seinen Film "Okuribito" von 2003.

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