Jō     杖

2020-09-14

Jō als Übungswaffe

Der Jō (杖 = Stock, Stab) wird hauptsächlich zur Verteidigung eingesetzt. Er wird meistens mit beiden Händen unsymmetrisch gehalten. Die Hände können den Griff nach Bedarf wechseln, der Stock gleitet dabei durch eine der beiden Hände. Jō Techniken sind teilweise aus dem Kampf mit Yari (lange Lanze) oder Naginata entlehnt. Der Jo besitzt gegen das Metallschwert auch Vorteile, weil er bei seitlicher Belastung mechanisch stabiler ist.
Im realen Selbstschutz können die Jō Techniken mit Knüppel, Regenschirmen oder anderen ähnlich geformte Gegenständen ausgeführt werden. Das ist hilfreich gegen mit Nahkampfwaffen bewaffnete Angreifer.

Jo gegen Bokken

All of Aikido Part I, Kenjiro Yoshigaski
Der Jō im Einsatz gegen das Bokken. Die erste Strategie ist, den Abstand zu erhalten, damit der Angriff des Bokken nicht ankommen kann. Dazu lanciert der Jō Stösse (tsuki) in Richtung Hände des Bokken.
Weitere Techniken sind die Ablenkung des Bokkenschlags und auch Gegenangriffe. Das Video zeigt Techniken aus den Kata Jō 1 und Jō 2.

Abmessungen und Holzarten

Ein Standard Jō ist 127,6 cm lang (4 shaku, 2 sun, 1 bu). Er reichte beim Durchschnittsjapaner vom Boden bis zur Achsel. So lässt sich der Jō hinterm Rücken verbergen. Für grösser gewachsene Personen gibt es den Jō heute auch in längeren Varianten.
Die Dicke des Jō wird mit dem Durchmesser des Querschnitts angegeben. Es gibt drei Standardgrössen, das sind 8 bu, 9 bu und 1 sun, das sind 24 mm, 27 mm bzw. 30 mm.
Im Aikido benutzen wir Jō mit der Länge 127,6 cm und dem Durchmesser 8bu. Das Gewicht ist abhängig von der Holzart und beträgt zwischen 500 und 700 g.
Das Holz für die Jō stammt traditionell von der japanischen Eiche. Akagashi ist die rote Eiche und Shirakashi ist die weisse Eiche. Dieses Holz garantiert die erforderliche mechanische Stabilität auch bei Vollkontakt und wird für Aikidoka empfohlen. Wegen der Ästhetik werden heute auch andere Hölzer verwendet, die sich dann in Gewicht und Stabilität unterscheiden sowie deutlich teurer sein können. Ungeeignetes Holz splittert und bricht leicht.

Jō

Jō in Standardform in den Holzarten Akagashi - Shirakashi - Iso no ki

Aikijō

Die Übungen mit Jō im Aikido werden insgesamt auch als Aikijō bezeichnet.
Ein Grossteil des Aikijō-Programms wurde von Morihei Ueshiba in seinem Dojo in Iwama entwickelt. Er hatte verschiedene Kampfkunststile studierte, darunter die Kunst des Speers (Sōjutsu) und die moderne Kunst des Bajonetts oder "Jūkendō". Es heisst, dass die Aikijō-Techniken weniger Ähnlichkeit mit klassischen japanischen Speer-Sōjutsu- und Stab-Bōjutsu-Systemen haben, sondern eher aus dem Bajonettkampf (Jukendō) entlehnt sein. Diesen hatte Ueshiba während des russisch-japanischen Krieges studiert und praktiziert.

Der Bō (棒, Stock) ist ein langer Stock, ca. 182 cm lang. Er kam über Shaolinmönche von China nach Japan, war ursprünglich allerdings an einem Ende verjüngt. Menschen, die nicht zum Kriegeradel der Samurai gehörten, war es verboten, Waffen zu tragen. Da die Mönche auf ihren Reisen jedoch oft überfallen wurden, trugen sie den Bō als Wanderstab, der sich in Kampfsituationen sofort als Waffe verwenden liess. Während der Jō aus den Kampfkünsten der Samurai stammt, kommt der Bō also aus dem zivilen Bereich.
Der Bō gehört nicht zum Aikido. Allerdings kann es sinnvoll sein, mit Kindern Bō zu üben und dazu den Jō der Erwachsenen zu verwenden. Zum Selbstschutz taugen die Bo Techniken nur bedingt, da solch lange Gegenstände selten zur Hand sind.

Jō Praxis

Aikijo

Im Ki Aikido sind Übungen mit dem Jō in den Formen Hitoriwaza und Kumiwaza integraler Bestandteil der Ausbildung und des Prüfungsprogramms. Sie wurden ursprünglich von/unter Koichi Tohei entwickelt und in vier Taigi kodifiziert (in Klammern alternative Bezeichnungen).

  • Taigi 23: Jo-tori
  • Taigi 24: Jo-nage
  • Taigi 27: Jo-gi 1 (Jo 1)
  • Taigi 28: Jo-gi 2 (Jo 2)
Taigi 23 und 24 sind Kumiwaza. In Taigi 23 greift Uke mit Jo an und wird entwaffnet, in der anderen wird der angreifende Uke mit dem Jo geworfen. Taigi 27 und 28 werden als Hitoriwaza ausgeführt.

Doshu Yoshigasaki hat diese Übungen und Techniken komplett überarbeitet und weiterentwickelt. Die Basisübungen im Kyuprogramm vermitteln, wie der Jo korrekt mit den Händen geführt wird und enthalten die grundlegenden Schläge und Stösse.

  • Tsuzukiwaza 20: Jonage
  • Tsuzukiwaza 24: Jodori
  • Tsuzukiwaza 25: Jo 1
  • Tsuzukiwaza 26: Jo 2
Jo 1 und Jo 2 können jeweils in drei Varianten ausgeführt werden: als Hitoriwaza, als Jo & Bokken (mit zahlreichen Situationsvarianten) und als Bokken & Jo (im 3. Dan).
Im Programm des 3. Kyu gibt es Jo & Jo, das ist allerdings eine Simulation von Bo Techniken, die wie oben erwähnt, eher für Kinder geeignet sind.
Im der Gymnastik (Kenkotaiso) und in den Grundübungen (Aikitaiso) wird der Jo ebenfalls in Hitoriwaza verwendet. Das schult die Koordination und die Atmung.


Die einzige Antwort auf alle Fragen

Doshu, 3. September 2020
Es gibt viele Fragen auf dieser Welt und für die Menschen. Hier ist die einzige Antwort auf alle Fragen:
Das menschliche Gehirn macht sich Vorstellungen (Imagination). Das heisst, dass Menschen die Realität nicht sehen können, sondern, um zu handeln, sich die Welt und sich selbst vorstellen. Wenn die Vorstellungen gut sind, handeln sie gut. Wenn die Vorstellungen schlecht sind, tun sie schlechte Dinge. Wenn die Vorstellungen falsch sind, machen sie Fehler.
Wissenschaft ist auch ein System, das auf Vorstellungen basiert und daher die Realität nicht verstehen kann. Die Wissenschaft kann nur einen Teil der Realität verstehen, der mit Geräten gemessen werden kann. Deshalb kann die Wissenschaft sehr gute und auch sehr schlechte Dinge schaffen.
Was können wir mit uns und der Welt tun? Der einzige Weg ist, mehr Vorstellungen zu schaffen, damit wir die Möglichkeit haben, bessere Vorstellungen zu haben.
Tatsächlich wussten die Menschen dies bereits unbewusst und dieser Weg wurde Kunst genannt.
Kunst ist eine Aktivität, um Vorstellungen zu erzeugen, indem man sie ausdrückt. Am Anfang, bis zur Ära von Leonardo da Vinci, waren Wissenschaft und Mathematik auch Kunst. Später wurden Mathematik und Naturwissenschaften fast nur noch für Technologie und Maschinen verwendet.
Aikido als "Kunst des Lebens" ist eine Aktivität, um das Leben als Kunst zu gestalten. Alles, was man in seinem Leben macht, muss zur Kunst werden. Sie müssen in jedem Moment versuchen, Ihre eigenen Vorstellungen zu verstehen, dadurch dass Sie wissen, was Sie tun. Aikido-Training muss helfen, diese Fähigkeit zu entwickeln.
Übersetzung B. Boll


Die sieben Samurai - 1954

Der Klassiker
Japan in der Azuchi-Momoyama-Zeit, im Jahr 1587: Banditen überfallen wiederholt ein kleines Bauerndorf und plündern die Ernte. Als die nächste Ernte ansteht, entschliessen sich die Bauern, einige Samurai anzuheuern. Obwohl das Dorf ausser Verpflegung keinen Lohn bieten kann, gewinnen sie sieben Kämpfer für die Verteidigung.
Die einfachste aber sehr wirkungsvolle Waffe der Bauern sind Lanzen aus Bambus, das sind weder Jo noch Bo!
Das Lexikon des Internationalen Films bezeichnet Kurosawas faszinierendes Samurai-Epos als packendes Abenteuerdrama, episches Gedicht und philosophische Meditation zugleich.
Das Thema des Films wurde in verschiedenen Filmgenres immer wieder aufgegriffen und variiert; am bekanntesten ist der Western "Die glorreichen Sieben" von John Sturges aus dem Jahr 1960.

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