Erklärungen vom Doshu

2020-06-29

Perikles

Was ist Demokratie?

Die erste Frage, die wir uns stellen sollten, ist, ob das Wort Demokratie eine Philosophie oder ein System bezeichnet. Ich erinnere mich, dass das um 1960 die Demokratie als Philosophie galt und wir diskutierten, welches System besser ist, um die Demokratie zu erreichen. Kapitalismus oder Kommunismus. Seit 1970 denken die meisten Menschen unbewusst, dass Demokratie ein System ist, das nicht mit dem Kommunismus vereinbar ist, weil es auf Wahlen beruhen sollte. Es gibt Länder die einen Krieg beginnen und Tausende unschuldiger Menschen töten, um eine Regierung zu schaffen, die auf Wahlen basiert.
Demokratie sollte eine Philosophie und kein System sein. Warum ist das so wichtig? Die Philosophie basiert auf der Frage: "Was tun?" und das System basiert auf "Wie geht das?" Es ist offensichtlich, dass die wichtigste Frage lauten sollte: "Was tun?" Es gibt einen Unterschied zwischen Tierrechten und Menschenrechten. Tiere leben grundsätzlich mit Instinkt, so dass sie das Recht haben, in einer vordefinierten Umgebung zu überleben. Zum Beispiel braucht ein Hund ausreichend Futter und Wasser und etwas Platz, um sich zu bewegen. Wenn Sie nicht genügend Wasser oder Futter geben oder Ihren Hund ständig in einem Käfig halten, wird Ihnen möglicherweise ein Verstoss gegen die Tierrechte vorgeworfen. Wenn Sie Wasser und Futter geben und Ihren Hund im Garten halten, handeln Sie gesetzeskonform. Eine solche Umgebung für einen Menschen würde als gut ausgestattetes Gefängnis bezeichnet. Wenn eine Regierung eine unschuldige Person in einem gut ausgestatteten Gefängnis in Schweden oder Finnland unterhält, ist dies immer noch ein Verbrechen gegen die Menschenrechte, da die Menschenrechte das Recht beinhalten, das eigene Leben so zu gestalten, wie man es selbst möchte. "Was zu tun ist" ist also die Grundlage der Menschlichkeit.
Einer der wichtigsten Wege, um sein Leben zu gestalten, ist die Religion. Deshalb sollte Demokratie die Religionsfreiheit einschliessen. Das Christentum akzeptierte keine anderen Religionen, so dass es in Europa lange Zeit eine Diktatur von Kirche und Regierung gab. Als die christliche Kirche schwächer wurde, wurde in Europa die Idee der Demokratie geboren, um die Menschen von der Kirche und der Regierung zu befreien. In anderen Teilen der Welt ausserhalb des Christentums und des Islam akzeptierten die Regierungen mehr unterschiedliche Religionen. Die Menschen litten nicht unter dem Monopol der Religionen, so dass die Idee der Demokratie nicht aufkam. Sogar in Europa war das Osmanische Reich berühmt dafür, verschiedene Religionen zu erlauben, obwohl die Mehrheit der Islam war. Dann griffen christliche Länder mit der Strategie "Teilen und Herrschen" an. Infolge der Zerstörung des Osmanischen Reiches während des Ersten und Zweiten Weltkrieges wurde die moderne Türkei geschaffen, die unterschiedliche Religionen nicht so sehr zulässt.
Der nächste wichtige Teil der Demokratie ist die Gedankenfreiheit. Diese sollte von der Rede- oder Meinungsfreiheit unterschieden werden. Gedanken sind im Inneren des Menschen. Sprache oder Ausdruck sind in der Gesellschaft und so stellt sich immer die Frage, wo die Grenzen liegen. Es ist offensichtlich, dass man sich nicht einfach so ausdrücken kann oder so sprechen sollte, wie man gerade Lust hat. Es ist nicht gut, Rassismus, sexuellen Missbrauch, Sex mit Kindern, Angriffe auf andere Religionen usw. zu äussern. Jetzt diskutiert die ganze Welt, was und wie man den die Meinungsäusserung und die Sprache kontrollieren kann.
Da die Meinungsfreiheit immer einen Kompromiss in der Gesellschaft darstellt, sollten wir zuerst die Gedankenfreiheit herstellen. Es scheint, dass die akademische Welt sich einig ist, dass die menschliche Sprache, im Unterschied zur tierischen Sprache, dazu dient, Gedanken zu entwickeln. Die akademische Welt basiert auf schriftlichen Veröffentlichungen, es sind also alles Gedanken. Der Mensch in der realen Welt basiert jedoch auf der Fähigkeit Vorstellungen zu entwickeln und nicht auf Gedanken. Die Wahrheit ist also, dass die menschliche Sprache dazu dient, die Vorstellungskraft zu entwickeln. Die Bedeutung jedes Wortes kann nur eine Vorstellung sein und jeder Mensch hat seine eigene Vorstellung. Es bedeutet, dass jeder Mensch seine eigenen Worte definiert, die er verwendet.
Viele Leute denken jedoch, dass sie jedes Wort gemäss dem Wörterbuch verwenden sollten. In Frankreich beansprucht die "Académie Française" die Entscheidung darüber, wie die französische Sprache sein sollte. Dies ist eine intellektuelle Diktatur und nicht die Realität. Ich erinnere mich, dass mich eine deutsche Frau vor 35 Jahren aufgebracht beschuldigte: "Warum sprechen Sie nicht Englisch nach dem Wörterbuch?" Der Prince of Wales erklärte vor vielen Jahren: "Die englische Sprache ist die weltweit am häufigsten verwendete Sprache, und wir sollten das richtige Englisch beibehalten." Ein Journalist kritisierte ihn, dass er kein korrektes Englisch spreche.
Tatsache ist, dass jeder Mensch an der Entwicklung jeder Sprache beteiligt ist, aber die meisten Menschen nur der Gesellschaft folgen. Dann wird die Gesellschaft kein guter Ort für Menschen sein. Jeder Mensch muss jedes Wort, das er verwendet, bewusst definieren, um aktiv an der Entwicklung jeder Sprache teilzunehmen. Dann schafft er die Gesellschaft, die gut für die Menschen ist. Das ist Demokratie durch Gedankenfreiheit.
Aikido ist eine Möglichkeit, sich in dieser Gesellschaft auszudrücken, um eine bessere Welt zu schaffen. Wir müssen zuerst die Frage stellen: "Was tun?" und sollten nur mit Worten denken, die wir selbst definiert haben.
Doshu, 18. Juni 2020

Landsgemeinde

Geschichte und Demokratie

Die meisten Menschen glauben das, was sie in der Schule in Geschichte gelernt haben und unbewusst mittels Gehirnwäsche von den Medien oder anderen Menschen erfahren haben. Alle Menschen sind voreingenommen und glauben an eine falsche Geschichte. Es bedeutet, dass jeder falsch liegt. Diese Wahrheit war in den Religionen bekannt, dass Menschen andere nicht richten sollten, sondern dem Urteil Gottes folgen sollten. Seit die Wissenschaft die Rolle der Religion übernommen hat, glauben viele Menschen fälschlicherweise, dass sie urteilen dürfen. Es ist notwendig, die Grenzen der Wissenschaft zu verstehen. Wissenschaft und KI (künstliche Intelligenz) können nur wissen, "wie es geht" und können nie wissen, "was zu tun" ist. Einige mögen einwenden, dass KI sagen kann, "was zu tun" ist, aber KI basiert immer auf dem grundlegenden "Was zu tun" ist, das von Menschen entschieden wird. Seit der zweiten industriellen Revolution mit Erdöl verfolgt die Welt das Ziel, "so lange wie möglich mit so viel Geld wie möglich zu leben". Dies ist, was alle Regierungen der Welt in der Krise von Covid versucht haben. Sie mussten Entscheidungen treffen, um das Gleichgewicht zu halten zwischen "so lange wie möglich leben" und "so viel Geld wie möglich haben".
Alle Geschichte ist eine persönliche Meinung von der Vergangenheit und es ist unmöglich, die richtige Geschichte zu festzulegen. Jede Regierung muss entscheiden, welche Geschichte die Lehrer in der Schule unterrichten müssen. Deshalb sind alle voreingenommen. Die einzige Möglichkeit, sich von dieser Gehirnwäsche zu befreien, besteht darin, die eigene Geschichte zu erstellen. Sie müssen Ihre eigene Geschichte von sich selbst, Ihrer Familie, Ihrem Land und Ihrer Welt erstellen, damit Sie die Welt schaffen können, die Sie für gut halten.
Die von der Regierung festgelegte Geschichte rechtfertigt nur die Vergangenheit. Sie will die Zustimmung von anderen. Politik ist in erster Linie eine Aktivität, um eine Einigung zwischen den Menschen zu erzielen. Die Geschichte muss also die Welt jetzt erklären, da wir uns jetzt über die Welt verständigen können. Wir müssen jedoch eine bessere Welt für die Zukunft schaffen. Unsere Geschichte sollte also die Zukunft erklären. Die Regierung kann das nicht, weil die Menschen sich über die Zukunft nicht einig sind. Deshalb ist die von der Regierung akzeptierte Geschichte nicht geeignet, eine bessere Welt zu schaffen, und deshalb muss jeder von uns seine eigene Weltgeschichte schaffen, die uns hilft, eine bessere Zukunft zu schaffen.
Doshu, 22. Juni 2020

Anmerkung des Übersetzers
Künstliche Intelligenz wird im Deutschen standardmässig mit KI abgekürzt, eine lustige Sache für uns im Aikido mit Ki. Im englischen Original ist es AI, Artificial Intelligence. Es lässt sich weiterhin genüsslich darüber streiten, ob das amerikanische "intelligence" dem deutschen "Intelligenz" entspricht, man denke nur an die "Centrale Intelligenz Agentur".

humanitas

Was ist Menschlichkeit?

Die Welt urteilt über Menschen unter dem Titel "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", aber wissen Sie, was Menschlichkeit bedeutet? Sie müssen zuerst den Unterschied zwischen Leben und Material (Materie) verstehen. Es gibt die Vorstellung, dass künstliche Intelligenz besser als das menschliche Gehirn sei. Es gibt viele, die für diese Auffassung werben. Das Thema wurde bereits im Film "Terminator" behandelt, es geht eigentlich um einen Krieg zwischen Menschen und KI. US-Filme neigen dazu zu zeigen, dass Menschen Gefühle haben und diese sollte respektiert werden. Das ist eine sehr gefährliche Idee.
Bereits seit Tausenden von Jahren ist das Sprichwort bekannt: "Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert." Adolf Hitler war als sentimentaler Mensch bekannt und viele gefährliche Menschen sind sentimental. Viele Menschen vermischen Liebe und Gefühle.
Der Unterschied zwischen Leben und Material sind Beziehungen. Das Leben besteht aus Zusammenhängen und alles Leben unterstützt sich gegenseitig. Deshalb müssen wir versuchen, diese Zusammenhänge zu verstehen, um das Leben auf dieser Welt aufrechtzuerhalten. Was ist dann der Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren? Es ist die Fähigkeit zur Imagination (Vorstellungskraft). Tiere haben nicht viel Imagination, aber menschliches Handeln basiert auf Vorstellungen. Menschen können also je nach Vorstellungskraft sehr gut oder sehr schlecht sein. Wenn wir etwas verbessern wollen, verbessern wir immer unsere Vorstellungen, unabhängig von unseren Aktivitäten wie Kunst, Wissenschaft, normaler Arbeit, Hobby, Sport usw. Wir müssen versuchen, uns ständig zu verbessern, damit die Menschlichheit auf dieser Welt siegt. Wenn wir damit aufhören, werden wir untergehen und die Menschlichkeit verlieren.
Doshu, 25. Juni 2020

Anmerkung des Übersetzers
Wer sich für Philosophie und die aktuellen Begrifflichkeiten interessiert, dem seien die locker geschriebenen Bücher des Bonner Philosophieprofessors Markus Gabriel (geb. 1980) empfohlen, wie «Warum es die Welt nicht gibt» (2013), «Ich ist nicht Gehirn» (2015) und «Der Sinn des Denkens» (2018). Er schreibt u.a. über Realität, den Unterschied von Materie und Leben, den Unterschied zwischen Mensch und den übrigen Tieren sowie über Bewusstsein und Denken und zeigt, dass es künstliche Intelligenz nicht gibt.

Die obigen drei Texte wurden zuerst unter dem Titel "Lectures of Doshu, The World" auf https://toitsu.dk/lectures_from_doshu/the_world.html veröffentlicht.
Übersetzung aus dem englischen Original und Hervorhebungen B. Boll.

Samurai

Sich wie ein Samurai benehmen :-)

Jetzt müssen sich alle Dojos wieder auf das normale Aikidotraining mit Körperkontakt vorbereiten und auch darauf, den Alltag wieder auf normale Art zu leben. Da die Gefahr einer Viruskontamination immer noch besteht, empfehle ich den Aikidoka, sich wie Samurai zu verhalten. Dies verbessert das Können im Aikido und hilft auch, die Philosophie des Aikido zu verstehen.
Bei der Begrüssung
1. Keine Küsschen.
2. Keine Umarmungen.
3. Nicht die Hand geben.
Samurai praktizierten keine dieser drei Verhaltensweisen.
4. Ruhig und nicht zu laut sprechen.
5. Während des Aikido nicht sprechen. Das ist am wichtigsten.
6. Die Tatami vor und nach dem Training reinigen.
Dann noch etwas für den Alltag.
7. Vor und nach dem Aikidotraining die Hände waschen.
8. Bei Bedarf eine Maske tragen.
9. Wenn möglich MAAI (間合) im täglichen Leben einhalten.
nach einer Mail vom Doshu, Juni 2020


Die Ehre des Kriegers

Trailer zum Film 武士の一分 Bushi no Ichibun 2006

Ein einfacher Samurai mit einer sehr hübschen Ehefrau dient als Vorkoster am Hof seines Daimyo. Unglücklicherweise ist eine Speise verdorben und der junge Mann erblindet. Seine Frau versucht über einen hoch gestellten Samurai zu erreichen, dass der Lebensunterhalt ihres Mannes auch in Zukunft gesichert ist. Dieser nutzt allerdings die Situation lediglich aus und bringt Schande über die Frau. Der blinde Ehemann reagiert nun entsprechend dem Ehrenkodex der Samuraigesellschaft.
Der Film zeigt wie die Samurai-Ethik die Handlungen einer Samuraifamilie bestimmen. Am Ende stellt der Protagonist genau diese Ethik in Frage.