Was man von hier aus sehen kann

Liebe und Tod

sind die Themen im Roman von Marina Leky, welcher in den 1970er Jahren in einem Dorf im Westerwald spielt. Über die buddhistischen Mönche kommt auch ein wenig Japan ins Spiel.
Das Buch von 2017, ein Bestseller, wurde 2022 von Aron Lehmann verfilmt.

Filmdaten

Titel: Was man von hier aus sehen kann
Erscheinungsjahr: 2022
Länge: 109 Minuten

Stab
Regie: Aron Lehmann
Drehbuch: Aron Lehmann
Nach dem gleichnamigen Roman von Marina Leky, 2017
Musik: Boris Boiadzhiev
Kamera: Christian Rein
Schnitt: An de Mier y Ortuño

Besetzung
Luna Wedler: Luise
Corinna Harfouch: Selma
Karl Markovics: Optiker
Rosalie Thomass: Marlies
Benjamin Radjaipour: Frederik
Peter Schneider: Palm
Ava Petsch: Luise (Kind)
Cosmo Taut: Martin
Hansi Jochmann: Elsbeth
Johannes Allmayer: Peter
Katja Studt: Astrid
Jasin Challah: Alberto
Golo Euler: Heinrich
Ikko Masuda: Teitaro Rinponche

Der Film

Die Kinder Luise und Martin leben im Westerwald in einem Dorf voller skurriler Gestalten und besonderer Geschichten. Die Hauptperson ist zunächst Selma, Luises Oma. Immer wenn sie von einem Okapi geträumt hat, stirbt am nächsten Tag jemand. Das hat direkte Auswirkungen auf das Verhalten der Dorfbevölkerung.
Der Film zeigt alles aus der Sicht von Luise. Sie wächst weder in einer heilen Familie auf noch wird sie von einem schlimmen Trauma in der Kindheit verschont. Am Ende scheint sie dennoch ein persönliches Glück zu finden.
Die Geschichte ist sehr warmherzig erzählt, überrascht auch mit einigen Pointen und ist wegen der Zeitsprünge nicht leicht zu verfolgen, was sie aber wiederum etwas interessanter macht.
Mit den buddhistischen Mönchen, die im Westerwald Gehmeditation betreiben, kommt ein Hauch von Welt und von Japan in das Dorf. Selbst wenn der für Luise interessante Mönch Frederik aus dem nahen Hessen stammt.

Japanisch für Westerwälder

Der buddhistische Mönch Frederik ist bei Selma und Luise eingeladen. Die Dorfbewohner des Films fragen ihn ein wenig aus. Elsbeth fordert ihn auf, etwas auf Japanisch zu sagen, worauf er folgendes geflügelte Wort zitiert:
海に千年・山に千年    Umi ni sennen, yama ni sennen
"Tausend Jahre im Meer, tausend Jahre in den Bergen" stammt aus der chinesischen Legende von einer Schlange, die tausend Jahre im Meer und tausend Jahre in den Bergen lebte und schliesslich zu einem Drachen wurde.
Im übertragenen Sinne bedeutet dies, dass Menschen, die viele Lebensjahre verbracht und viel Erfahrung haben, diese Erfahrung nutzen können, um klüger zu werden und um die Welt besser zu verstehen.


Trivia

Zuschauer, welche im Westerwald aufgewachsen sind, erkennen in den Szenen des Films typische Westerwälder Verhältnisse, wie etwa das Haus von Marlies, ein vernachlässigtes Gebäude, wie es viele in den kleinen Dörfern gab, oder die Fachwerkhäuser in der Dorfstrasse, der Triebwagen in der Landschaft, die vielleicht zu wenig hügelig ist, da die Szene in Bayern gedreht wurde, oder die Szene mit dem Fahrrad in der Allee.
Was aber Einheimischen aus einer gewissen Kleinstadt besonders auffällt ist die Komposition der Handlungsumgebung. Es gibt einen Ort im Westerwald, wo es folgendermassen aussieht:

  • Buchhandlung: In der heutigen Fussgängerzone gibt es eine traditionsreiche renommierte Buchhandlung, die einzige des Ortes.
  • Eisdiele: Schräg gegenüber gibt es ein Eisdiele, allerdings betrieben von Venetiern seit 1962.
  • Optiker: Wenig entfernt gibt es einen eingesessenen Optiker.
  • Blumengeschäft: Ein renommiertes Blumengeschäft, das einzige des Ortes, gibt es am Ende der Fussgängerzone.
  • Arzt: Natürlich gibt es in der Nähe mehrer Arztpraxen.
  • Bahnhof: Es gibt einen Bahnhof, von welchem der Triebwagen die Schüler zum Gymnasium einer nahe gelegenen Kreisstadt brachte. Jedenfalls jene Schüler, welche nicht das Altsprachliche Gymnasium im Klosterkomplex in der Nähe der Stadt besuchten.
  • Gehöft: Auf dem Weg zur Kreisstadt passiert der Triebwagen kurz ausserhalb des Ortes einen grossen Bauernhof, eine Domäne.
  • Selmas Haus: Ausserhalb des Ortes, am Waldrand, lebte eine ältere alleinstehende Frau, das Nannchen.
Diese Übereinstimmungen lassen vermuten, dass die Handlungsumgebung des Buches einer realen Situation entnommen wurde. Darauf aufbauend hat die Autorin ihre fiktive Geschichte entwickelt.

Auch die Sprache des Films spiegelt die lokalen Gegebenheiten wider. Tatsächlich sprach man in den 1970er Jahren allerdings vielerorts noch originalen Dialekt (moselfränkisches Platt). Die benutzen Redewendungen und Ausdrücken sind typisch für die Menschen im Westerwald.