Tennō
Kaiser oder König?

Tennō

Der japanische Tennō (天皇 = Himmlischer Herrscher) wird ausserhalb von Japan als Kaiser bezeichnet. Es gibt Stimmen, welche diese Bezeichnung für unpassend halten und den Tennō lieber als König bezeichnen möchten. Ob der Tennō nun ein König oder ein Kaiser ist, ist vielleicht nur ein Streit um des Kaisers Bart. Die Frage ist, welche Funktion und Bedeutung einem König bzw. einem Kaiser zugeschrieben werden.
Möglicherweise wird auch die Bezeichnung Kaiser weniger geschätzt wird, seit sich Napoleon Bonaparte 1804 selbst zum Empereur gekrönt hat oder seit dem unrühmlichen Ende von Kaiser Maximilian I. in Mexiko. In der europäischen Geschichte seit Gaius Julius Caesar stand ein Kaiser (imperator, emperor) jedenfalls in der Rangordnung immer über den Königen.
Doch wie kam es, dass der Herrscher von Japan als Kaiser bezeichnet wurde?

Ursprünglich wurde der Herrscher von Japan als Yamato-ōkimi (Grosskönig von Yamato) oder Wakoku-ō (König von Wa) bezeichnet. Das änderte sich im 7. Jahrhundert.
Japan geriet unter starken kulturellen und wirtschaftlichen Einfluss Chinas. Neben dem Buddhismus und der chinesischen Schrift wurden auch die chinesischen Adelsränge und Staatsstrukturen übernommen.
Als der chinesische Herrscher ein Schreiben mit dem Absender "Vom Sohn des Himmels" nach Japan schickte, antworteten die Japaner entsprechend. Sie bezeichneten ihren Herrscher als Tennō, weil sie sich auf dem gleichen Niveau fühlten wie die chinesische Gegenseite.
Erst ab Ende des 7. Jahrhunderts wurden die bekannten japanischen Chroniken und Geschichtsmythen verfasst, die eine Abstammung des Tennō von der Sonnengöttin Amaterasu beanspruchen. Rückwirkend wird seitdem sogar der erste legendäre Herrscher Jimmu (660 v. Chr.) als Tennō bezeichnet.
Nach der erzwungenen Öffnung Japans 1853 engagierte die neue Regierung auch Berater aus Europa. Dies führte unter Anderem dazu, dass die Bezeichnung für den Tennō auf "Kaiser" festgelegt wurde. Nicht unbeteiligt daran waren die preussischen Berater, wie z.B. der Wirkliche Geheime Legationsrat Ottmar von Mohl. Den japanischen Tennō als Kaiser zu bezeichnen entsprang also lediglich dem Wunsch, ihm im internationalen Vergleich den ihm zustehenden Rang zuzuschreiben.
Könige haben sich nach vorherrschender Auffassung aus Gruppenführern bzw. Stammesführern entwickelt, Stichwort michibiki.
Könige sind aber keine christliche Erfindung, wie manchmal behauptet wird. Den Herrscher von Japan nicht König nennen zu wollen, kann daher nicht der Überlegung entspringen, dass Heiden keine Könige sein können. Allerdings beanspruchte die Kirche im Mittelalter die absolute Obermacht und so wurden die Könige in christlichen Zeremonien gesalbt und gekrönt.
Ein schönes Beispiel einer solchen Krönung findet sich im Film "Johnny English" von 2003.


Wer den Film nicht kennt, benötigt vielleicht etwas Hintergrundinformation, um die Krönungszene zu verstehen:
Johnny English (Rowan Atkinson) ist ein Agent des britischen Geheimdienstes MI7. Er hat die verbrecherischen Absichten des französischen Geschäftsmanns Pascal Sauvage (John Malkovich) erkannt. Dieser hat sich in der britischen Thronfolge ganz nach vorne gearbeitet und zuletzt sogar die Queen zu Abdankung gezwungen. Seine Krönung hatte er zuerst mit einem falschen Erzbischof von Canterbury geplant.
Seine Geschäftsidee besteht darin, im Königreich zahlreiche privat geführte Gefängnisse auf königlichem Grund zu bauen. Dieser Plan ist auf einer DVD gespeichert, die Johnny English sicher gestellt hatte. Leider hat er sie mit einer DVD vertauscht, auf der er selbst zu sehen ist, aufgenommen von einer Überwachungskamera, die Sauvage gegen ihn installiert hatte.


Eine Krönungszeremonie